Verkehrsminister Israel Katz will arabische Ortsnamen von israelischen Straßenschildern verschwinden lassen. Alle Städtenamen auf den dreisprachigen Schildern sollen künftig nur gemäß ihrer hebräischen Aussprache wiedergegeben werden, auf Arabisch wie auf Englisch. So wird man künftig nicht mehr Hinweise auf Jerusalem oder El Kuds an der Autobahn sehen, sondern nur noch Wegweiser nach Yerushalayim, in hebräischen, arabischen und lateinischen Lettern. Ceasarea wird zu-
gunsten von Kesariya abgeschafft. Selbst das alte Nazareth soll von Israels Straßen verschwinden. Es heißt künftig in der eng-
lischen Zeile Natsrat.
Seit über einem Jahr arbeite das Verkehrsministerium an einer Vereinheitlichung von 2.000 Ortsnamen. So wiesen bisher Schilder zum Sea of Galilee oder zum Yam Kineret, womit der See Genezareth gemeint ist. Die antike Hafenstadt am Mittelmeer heißt auf den uneinheitlichen Schildern mal Qesariyya, Qesarya, Ceysaria oder eben klassisch Caesarea. Dieses Durcheinander habe es Touristen, die weder Hebräisch noch Arabisch lesen können, erschwert, ihren Weg zu finden, heißt es im Verkehrsministerium. Offenbar glaubt die Behörde, dass künftig Touristen sofort kapieren, wo es zum biblischen Caesarea geht, wenn auf den neuen Einheitsschildern neben Hebräisch und Arabisch künftig Kesariya das Ziel ist.
Politik Zudem will der Minister vom ul-
trarechten Flügel des Likudblocks nicht mehr den palästinensischen Nationalismus unterstützen. Gegenüber der Tageszeitung Yedioth Ahronoth verwies Katz darauf, dass auf palästinensischen Landkarten die israelischen Städte immer noch mit den arabischen Namen aufgeführt seien, die sie vor 1948 getragen hätten. Bisher stand auf den Verkehrsschildern neben Jerusalem in Klammern auf Arabisch El Kuds. Das soll ersatzlos gestrichen werden.
Städte- und Ländernamen waren seit jeher ein Politikum. So hat der römische Kaiser Hadrian die von ihm besetzte Provinz Judäa in Palästina umgetauft und deren Hauptstadt Jerusalem in Aelia Capitolina.
Ohnehin strotzen auf israelischen Straßenschildern zum Teil köstliche Schreib- und Übersetzungsfehler. In der südisraelischen Stadt Beer Schewa befindet man sich zum Beispiel vermeintlich in zwei verschiedenen Straßen, wenn man die Straßennamen nur auf Englisch liest. Links geht man die »Rehov Hertzel« entlang, rechts steht man auf der »Rehov Herzl«, korrekt benannt nach dem Wiener Journalisten Theodor Herzl. Gelegentlich kommen die Schildermacher den Touris-
ten soweit entgegen, dass sie statt »Rehov« (hebr.: Straße) wenigstens »Street« oder »Road« schreiben.
Auf eine originelle Idee kam ein Schildermacher bei der »Hpalmach«-Straße. Er sparte einfach einen Buchstaben ein. Denn auf der anderen Straßenseite, auf dem etwas korrekteren Schild der »Ha-Palmach«-Straße, hat er sogar sogenannte diakritische Zeichen eingesetzt. Das sind Pünktchen und Strichlein, die in der vokallosen hebräischen Schrift als Lesehilfen die Vokale ersetzen. Chaotisch geht es auch beim biblischen Erzvater Abraham zu. Die Straße zu seinen Ehren heißt »Abreham« oder »Avraham«.
Protest Die Pläne des nationalistischen Verkehrsministers stoßen erwartungsgemäß bei arabischen Knesset-Abgeordneten auf Widerstand. Ibrahim Sarsur bezeichnete das »Bemalen der Hinweisschilder mit einem ideologischen Pinsel« als eine »Be-
leidigung der nationalen Identität« der israelischen Araber. »Das ist ein rein rassistischer Akt und ein Zeichen für den moralischen Niedergang des Verkehrsministers.«
Widerspruch kam auch aus Reihen der Regierung. »Straßenschilder sind kein po-
litisches Thema, Arabisch ist Amtssprache in Israel«, sagte der Minister für Minderheiten, Avishay Braverman. Andere Kritiker sprechen von purer Geldverschwendung. Dagegen verweist der Sprecher des Verkehrsministeriums, Avner Ovadia, darauf, dass anfallende Kosten sehr gering seien, da keine existierenden Schilder ausgetauscht würden. Vielmehr gehe es nur um ganz neu anzubringende Schilder, oder solche, die nach langer Nutzung ausgetauscht werden müssten.
Auch in Deutschland machte der Schilderstreit bereits Schlagzeilen. Die Bild-Zeitung hat dabei sogar eine ganz eigene Vermutung angestellt. In der Online-Ausgabe des Blattes war am Donnerstag vergangener Woche zu lesen, dass die Aktion möglicherweise ein Indiz für einen bevorstehenden israelischen Präventivschlag gegen die iranischen Atomanlagen sein könnte: »Sollte der Iran im Falle eines Krieges Terroristen (aus Libanon oder dem Westjordanland) in israelische Städte schicken, finden sie ihr Ziel schwerer.«