Frau Avelon, in dem ARD-Film »Massel« spielen Sie Jil, eine Steuerberaterin aus jüdischer Familie. Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle vorbereitet?
avelon: Eine meiner besten Freundinnen ist wie Jil eine Berliner Jüdin, insofern habe ich da einen super Einblick. Ich musste mich nicht wirklich vorbereiten, was das Judentum angeht, weil ich ständigen Kontakt damit habe.
Ist es dennoch etwas Besonderes, als deutsche Nichtjüdin eine Jüdin zu spielen?
avelon: Für mich nicht. Ich bin ja in Polen geboren und erst mit acht Jahren nach Deutschland gekommen. Viele meiner Freunde sind Ausländer mit verschiedenen Hintergründen, verschiedenen Religionen. Da sehe ich weder schwarz noch weiß, sondern einfach nur den Menschen. So bin ich erzogen worden. Für mich ist eher die Besetzung besonders: Viele tolle Schauspieler, die ich sehr bewundere. Die meisten sind ein biss-chen älter als ich und länger im Geschäft – von denen kann ich mir etwas abgucken.
»Massel« ist nicht die erste deutsch-jüdische Komödie. Ist das ein neuer Trend im Umgang mit jüdischen Themen?
avelon: Den Holocaust dürfen wir natürlich nicht vergessen, der ist in unseren Köpfen und im Gedächtnis drin. Allerdings hoffe ich, dass die junge Generation anders mit dem Thema umgeht: offener und toleranter, so dass jeder integriert wird. Es steht ja niemandem auf der Stirn geschrieben, welchen Glauben er hat. Abgesehen von Ritualen und Feiertagen sehe ich menschlich auch einfach keine Unterschiede.
Zu den Feiertagen gehört der Schabbat. Passt das zum Film, dass ausgerechnet am Samstag die Bar Mizwa gedreht wird?
avelon: Natürlich nicht! Ich hätte auch gerne Wochenende und als Katholikin wäre ja der Sonntag für mich heilig. Was soll man sagen: Es ist ein harter Job.
Mit der Schauspielerin sprach Alice Lanzke.