Einbürgerung

»Ich habe vor Aufregung gezittert«

Ich weiß es noch ganz genau. Ich habe vor Aufregung gezittert. Damals, 2007, als ich auf der Ausländerbehörde war und die Beamtin mir die Loyalitätserklärung zur Unterschrift gab. Sorgfältig las ich mir den Text durch. Da stand unter anderen »Insbesondere erkenne ich an: die Ablösbarkeit der Regierung und ihre Verantwortlichkeit gegenüber der Volksvertretung.«
Man muss schon ganz gut Deutsch können, um zu verstehen, was damit gemeint ist, denn die Formulierungen sind schwierig. Ich lebe seit 1998 in Köln, bin 38 Jahre alt und komme ursprünglich aus Usbekistan. Warum ich mich einbürgern lassen wollte? Usbekistan hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und das nicht gerade zum Positiven. Das Land ist mir fremd geworden. Ich war mit meinem Sohn 2006 da, um ihm zu zeigen, wo er geboren wurde, aber die Stimmung war nicht mehr so, wie ich sie aus meinen Kindertagen kannte. Außerdem lebe ich hier in Köln, habe eine feste Arbeit und fühle mich hier zu Hause. Mein Entschluss stand fest. Ich wollte Deutsche werden. Seit über einem Jahr habe ich nun also den weinroten Pass. Und ich fühle mich gut mit ihm. Er erleichtert eine Menge. Auch ganz banale Dinge, wie in den Urlaub zu fahren. Wollte ich früher, als ich noch meinen usbekischen Pass hatte, nach Israel, musste ich mir ein Visum besorgen und viele umständliche Wege gehen. Das brauche ich jetzt nicht mehr.
Meine Einbürgerung verlief sehr unkompliziert. Die Beamtin stellte mir einige Fragen, zum Beispiel was ich unter Demokratie verstehen würde oder wie das deutsche Rechtssystem funktioniere. Und sie unterhielt sich mit mir eine halbe Stunde lang über die Dinge, die in meiner Loyalitätserklärung standen. Dann setzte ich meine Unterschrift darunter, und sie sagte: »Sie sind schon integriert.« Später gab es noch eine Feierstunde im Bezirksrathaus, bei der wir alle zusammen die Nationalhymne sangen und ich meinen neuen Pass bekam.
Ich bin sehr froh, dass alles reibungslos vonstatten ging. Bei meiner Mutter, die auch eingebürgert wurde, war der Weg nicht ganz so einfach. Sie hatte einige Schwierigkeiten beim Verstehen der Loyalitätserklärung. Also hieß es: Deutschstunden nehmen und dann noch mal zum Amt. Meine Mutter hat alles gut überstanden. Vielleicht hatte sie beim Deutschlernen auch einen klitzekleinen Vorteil. Meine Großeltern sprachen Jiddisch, und das ist ja dem Deutschen in gewisser Weise sehr ähnlich. Und ich habe oft mit ihr geübt, von Grammatik über die Aussprache bis hin zur Satzstellung. Zusammen haben wir es geschafft.
Am leichtesten hatte es möglicherweise mein Sohn. Er besucht die 9. Klasse eines Gymnasiums und hatte allein durch seine Sprachkenntnisse die meisten Vorteile. Sich einbürgern zu lassen war für ihn keine Frage, denn seine Heimat ist hier, in Deutschland.
Vielen anderen Zuwanderern fällt die Einbürgerung nicht so leicht, denn die Sprache bereitet ihnen Probleme, und die Fragen sind schon sehr kompliziert. Es ist vielleicht einfacher, eine Fahrerlaubnis zu bekommen, als Deutscher zu werden. Aber ich habe meinen Entschluss bis heute nicht bereut.
(Aufgezeichnet von Katrin Richter)

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