Herr Meyer, die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen Sie eingestellt. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
meyer: Ich habe dieses Ergebnis zwar erwartet, aber bin jetzt doch erleichtert. Schließlich stand der Verdacht im Raum, der mich als Rechtsanwalt und Notar in der Funktion des Gemeindevorsitzenden der Untreue bezichtigt. Ich war unschuldig – nun ist es auch amtlich. Es war eine schwere Zeit, die mich auch persönlich belastet hat. Dass ich von meinem Stellvertreter angezeigt worden war, hat der Sache eine gewisse Dramatik verliehen.
Sie glauben, dass die Anzeige Sie aus dem Amt drängen sollte?
meyer: Ich sah mich schon vor der Anzeige polemischen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt. Als ich diesem Druck nicht nachgegeben habe, hat man zum Mittel der Strafanzeige gegriffen. Ich sollte aus meinem Amt gedrängt werden – mit allen Mitteln.
Die Ermittlungen haben 14 Monate lang gedauert. Dabei wurden mehrfach Büroräume der Gemeinde durchsucht. War das verhältnismäßig?
meyer: Normalerweise würde man die Durchsuchung einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, wie wir es sind, als unverhältnismäßig bezeichnen. Aber in diesem Fall hat der stellvertretende Gemeindevorsitzende mit seiner Strafanzeige den Stein ins Rollen gebracht. Die Staatsanwaltschaft hatte keine andere Wahl.
Was wollen Sie tun, damit Ihre Reputation innerhalb der Gemeinde und vor der Öffentlichkeit wiederhergestellt wird?
meyer: Ich erwarte vom Vorstand der Gemeinde eine Ehrenerklärung. Und ich erwarte, dass der sich von dem Vorgehen des Vorstandsmitgliedes, das mich wider besseren Wissens angezeigt hat, distanziert.
Erwägen Sie Regressansprüche?
meyer: Mein wirtschaftlicher Schaden als Rechtsanwalt und Notar liegt im sechsstelligen Bereich. Aber es ist ja nicht nur der wirtschaftliche Aspekt. Es ist ja nicht nur mir ein erheblicher persönlicher und wirtschaftlicher Schaden entstanden. Auch die Berliner Gemeinde und die jüdische Gemeinschaft in Deutschland haben mit dieser Strafanzeige und den daraus entstandenen Ermittlungen schweren Schaden genommen.
Mit dem ehemaligen Gemeindevorsitzenden sprach Hans-Ulrich Dillmann.