Unbeliebt gemacht hat Budd Schulberg sich oft. Zunächst in den 30er-Jahren bei Hollywoods Studiobossen, als er die erste Gewerkschaft der Drehbuchautoren mitbegründete. Dann in den 50ern bei der Linken, als der Exkommunist vor dem Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten auspackte. Zahlreiche seiner früheren Genossen landeten daraufhin auf der Schwarzen Liste und verloren ihre Jobs.
Die meisten Feinde aber machte sich der 1914 in New York geborene Schulberg mit einem Roman. What makes Sammy run? von 1941 sorgte für einen wahren Sturm der Empörung im Establishment von Hollywood. John Wayne wollte Schulberg noch 20 Jahre später deshalb verprügeln. Produ-zentenlegende Samuel Goldwyn brüllte ihn an: »Du bist ein Verräter!« und forderte, Schulberg aus Hollywood »abzuschieben«.
Schulbergs Verbrechen: Er hatte in seinem ersten Roman die korrupten Mechanismen der Filmindustrie beschrieben. Als Drehbuchautor und Sohn eines Hollywoodproduzenten kannte er sich aus. Sein Antiheld, der Redaktionsbote Sammy Glick, der mangelnde Bildung durch Chuzpe wettmacht, steigt mit geklauten Ideen und ohne eigenes Können zu einem Top-Drehbuchautor auf. Glick ist, wie der Name nahelegt, jüdisch. Deshalb sah Schulberg, selbst Jude, sich mit Antisemitismusvorwürfen konfrontiert. In einem Nachwort zur Neuausgabe von 1990 schrieb er: »Natürlich ist Sammy jüdisch, aber alle seine Opfer sind es auch. Ich bilde das gesamte Spektrum von Charaktereigenschaften ab, nur zufällig innerhalb einer bestimmten ethnischen Gemeinschaft.«
What makes Sammy run? war Schulbergs größter Bucherfolg, an den er als Ro-manschriftsteller nie wieder anknüpfen konnte. Dafür hatte er als Drehbuchautor noch eine ansehnliche Karriere vor sich. The Harder They Fall (Schmutziger Lorbeer) wurde mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle verfilmt. Für den Regisseur Elia Kazan schrieb Schulberg die Drehbücher zu Filmen wie A Face in the Crowd (Ein Gesicht in der Menge) und On the Waterfront (Die Faust im Nacken) mit Marlon Brando, für den er einen Oscar erhielt. Neben seiner literarischen Arbeit betrieb der Faustkampffan Schulberg einen eigenen Boxstall.
Zum Erscheinen der deutschen Fassung von Sammy kam Budd Schulberg vergangenes Jahr in die Bundesrepublik. 60 Jahre davor war er schon einmal hier gewesen, um nach dem Zweiten Weltkrieg Filmmaterial über die Naziverbrechen zu sammeln, das in den Nürnberger Prozessen verwendet wurde, über die Schulberg wiederum einen Film drehte. Nebenbei verhaftete Schulberg damals Leni Riefenstahl, musste das »Nazi-Pin-up-Girl«, wie er sie nannte, freilich bald wieder laufen lassen.
Am 5. August ist Budd Schulberg 95-jährig in Long Island gestorben. Ingo Way
Nachruf