von Tom Tugend
Noch nie hat ein israelischer Film einen Oscar gewonnen. Doch dieses Jahr wurde von Experten gleich zweien eine ernsthafte Chance gegeben, zumindest nominiert zu werden: Joseph Cedars Beaufort ist ein Drama über eine israelische Einheit vor dem Abzug aus dem Libanon im Jahr 2000. Eran Kolins Komödie Die Band von nebenan erzählt die Geschichte einer ägyptischen Polizeikapelle, die in der Negevwüste strandet.
Beide Filme haben bereits auf diversen Festivals Preise eingeheimst. Welcher beim Oscar Israel in der Kategorie »Bester ausländischer Film« vertreten sollte, muss-te die israelische Filmakademie entscheiden, die das offizielle Vorschlagsrecht hat. Vorigen Oktober votierten ihre Mitglieder mehrheitlich für Die Band nebenan.
Doch die American Academy for Motion Picture Arts and Sciences, die die begehrte Trophäe vergibt, weigerte sich, die israelische Oscar-Kandidatur zu akzeptieren. Grund: Die Kategorie, für die der Film eingereicht worden war, heißt offiziell nicht »Bester ausländischer Film« sondern »Bester fremdsprachiger Film«. In Eran Kolins Komödie aber sprechen Ägypter und Israelis miteinander, wenn auch gebrochen, Englisch. Die Band von nebenan war damit disqualifiziert. An ihre Stelle trat automatisch der Zweitplatzierte, Beaufort.
Seither brodelt in Hollywood und Tel Aviv die Gerüchteküche: Die Disqualifizierung sei das Ergebnis einer Intrige, wurde in Zeitungsartikeln und Blogs gestreut. Michael Barker von Sony Pictures Classics, dem amerikanischen Verleih von Kolins Komödie, sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Jewish Telegraph Agency (JTA) von »aggressivem Verhalten« der Konkurrenz, »weit über das übliche Maß hinaus«. In 26 Jahren im Filmgeschäft habe er so etwas noch nie erlebt.
Die Beaufort-Produzenten David Zilber und David Mandil dementieren entschieden jede Intrige. »Diese falschen Anschuldigungen sind nur der Versuch, von den eigenen Täuschungsversuchen abzulenken«, sagten sie JTA. Es handele sich um reinen Medienhype, mit dem Ziel, Die Band von nebenan in der Öffentlichkeit bekannt zu machen, bevor der Film demnächst in den amerikanischen Kinos anläuft. Zilber und Mandil gehen im Übrigen, sagen sie, davon aus, dass ihr Film dabei sein wird, wenn in drei Wochen, am 22. Januar, die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben werden. Die Kollegen von Die Band nebenan werden ihnen dafür wohl kaum die Daumen drücken.