von Michael Wuliger
Max Byalistok (Nathan Lane) ist der erfolgloseste Produzent am New Yorker Broadway. Der Mann hat ein Händchen für Flops. Was er auch anpackt, geht schief.
Mit einem solchen Talent muß sich doch Gewinn machen lassen, überlegt der junge Buchhalter Leo Bloom (Matthew Broderick) und hat eine Idee: Man verkaufe Investoren hundertfach überzeichnete Anteile an einem neuen Broadwaystück. Wenn die Produktion erst einmal durchgefallen ist und abgesetzt wird, ist das eingesetzte Geld futsch. Natürlich nur buchhalterisch. In Wirklichkeit stecken die Produ- zenten – in diesem Fall Max und Leo – die Dollars in die eigenen Taschen.
Was man neben einem schlechten Produzenten dazu braucht, ist ein Stück, das garantiert schon bei der Uraufführung floppt. Am besten etwas wirklich widerwärtig Geschmackloses. Zum Beispiel ein Musical über Adolf Hitler mit flotten Nazimelodien und steppenden SS-Leuten.
So geschieht es denn auch. Das Drehbuch schreibt ein durchgeknallter alter Nazi (Will Ferrell), die kitschdurchtränkte Inszenierung besorgt ein divenhafter Schwuler (Gary Beach), der auch gekonnt tuntig den Hitler gibt. Alle Zutaten für ein Show-Desaster sind zusammen.
Nur die Zuschauer spielen nicht mit. Statt empört den Saal zu verlassen, applaudiert das Publikum begeistert. »Frühling für Hitler«, so der Titel des Musicals, ist plötzlich der Renner am Broadway. Für Max und Leo eine Katastrophe. Ihr Schwindel fliegt auf. Statt mit ihrer schwedischen Assistentin Ulla (Uma Thurman) an die Copacabana zu fliegen, landen die beiden im Knast.
Mel Brooks hat aus dieser von ihm erfundenen aberwitzigen Geschichte 1968 seinen Film The Producers gemacht, (deutsch Frühling für Hitler). 2001 wurde daraus das gleichnamige Broadway-Musical, das zwölf Tonys gewann – die Oscars des amerikanischen Theaters – , mehr als je ein anderes Stück zuvor. Der Film, der diese Woche in die deutschen Kinos kommt, ist die Leinwandversion des Bühnenerfolgs. Brooks hat das Drehbuch verfaßt, Regie führt Susan Stroman.
Remakes gehen meist daneben. Wenn, wie in diesem Fall, nicht bloß der zweite, sondern sogar der dritte Aufguß präsentiert wird, müßte theoretisch eine Katastrophe herauskommen. Doch The Producers 2006 kann sich mit der Fassung von 1968 durchaus messen; teilweise ist die neue Version sogar noch komischer als das Original, trotz eindeutiger Schwächen. The Producers ist im Grunde nicht wirklich ein Film, sondern ein verfilmtes Musical. Die Darsteller, vor allem Nathan Lane, agieren, als stünden sie auf der Bühne: Mimik, Gestik und Stimmen sind häufig überdreht. Doch all das vergißt man schnell, wenn erst einmal das Feuerwerk an vulgären, sexistischen, politisch inkorrekten, aber immer treffenden und gut getimten Gags zündet. Zweieinviertel Stunden dauert dieser Film, und man langweilt sich keine Minute.
Wer guten Geschmack, historische Sensibilität und Rücksichtnahme auf Minderheiten erwartet, sollte The Producers unbedingt meiden. Alle anderen werden sich wunderbar amüsieren.