Göttingen

Historischer Boden

Reste eines Ofens aus dem frühen 16. Jahrhundert haben Bauarbeiter bei Erdarbeiten auf dem Gelände der Jüdischen Gemeinde Göttingen in der Angerstraße entdeckt. Dorthin soll in diesem Jahr die 1825 gebaute Fachwerk-Synagoge aus Bodenfelde versetzt werden. Vier Wochen lang gruben Mitarbeiter der Stadtarchäologie den Ofen aus und sicherten mehrere Kilogramm Begleitfunde: Scherben und Tierknochen. Von einem »für Niedersachsen einmaligen Fund« spricht Stadtarchäologin Betty Arndt. Aus Braunschweig sei ein ähnlicher Ofen bekannt, doch der ist 200 Jahre jünger.
»Wir werden dieses historische Erbe der Stadt der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich machen«, kündigt der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Harald Jüttner, an. Dazu soll in der Synagoge eine Glasplatte verlegt werden. Der Ofen befindet sich allerdings genau dort, wo nach bisheriger Planung der Toraschrein und die Bima, das Podest für die Toralesung, stehen soll. »Vielleicht läßt sich die Bima auf Schienen setzen«, überlegt Jüttner. Während der Gottesdienste würde die Glasplatte mit einem Teppich abgedeckt. Die Mehrkosten, die auf die Gemeinde zukommen, schätzt Architekt Klaus Peter Biwer auf 20.000 Euro. »Wir werden externe Geldgeber suchen«, hat Jüttner angekündigt.
Währenddessen versucht die Stadtarchäologin herauszufinden, wer den Ofen früher genutzt hat. Aus Steuerlisten sei bekannt, daß damals in der Angerstraße ein Färber gelebt habe. Dieser könnte in dem Ofen Lauge erhitzt haben. Wegen der damit einhergehenden beißenden Gerüche passe der Standort außerhalb der Stadtmauer. Andererseits hätten Färber eigentlich nahe am Wasser gearbeitet.
»Der Färber arbeitete der Tuchmachergilde zu, die im 15. und 16. Jahrhundert ihre Blütezeit hatte«, erläutert Arndt. Tuchhandel habe die Hansestadt einst reich gemacht. Göttinger Tuch sei bis nach Helsinki und Nowgorod verkauft worden.
Die 1994 wiederbelebte jüdische Gemeinde der Stadt nutzt als Gemeindezentrum seit fast zwei Jahren das ehemalige Pfarrhaus der lutherischen St.-Marien-Kirche. Im Hof soll bis zum Sommer die Bodenfelder Fachwerk-Synagoge aufgestellt werden. »Wir haben die 250.000 Euro für den Innenausbau noch nicht zusammen«, berichtet der Gemeindevorsitzende. Der Bezug des Gebäudes könne sich bis zum nächsten Jahr hinziehen. Michael Caspar

Berlin

Schimon Stein: Jüdisches Leben in Deutschland bleibt bedroht

»Der Schutz des jüdischen Lebens ist zum deutschen Mantra geworden«, so der Ex-Botschafter

 23.10.2024

Schloss Meseberg

Scholz dankt Katar für Vermittlung im Nahost-Krieg

Das Emirat ist Vermittler, gilt aber auch als Terror-Finanzier

 23.10.2024

Nahost

Baerbock macht sich in Beirut Bild der Lage

Die Außenministerin warnt vor »völliger Destabilisierung« des Libanon

 23.10.2024

Nahost-Krieg

London schränkt Waffenexporte nach Israel ein

Staatssekretärin Anneliese Dodds spricht von einer Begehung mutmaßlicher Kriegsverbrechen

 23.10.2024

Video

Was Sinwar kurz vor dem Überfall auf Israel machte

Die israelischen Streitkräfte haben Videomaterial veröffentlicht, das Yahya Sinwar am Vorabend des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 zeigt

 20.10.2024

Gaza

100.000 Dollar für jede lebende Geisel

Der Unternehmer und ehemalige Sodastream-CEO Daniel Birnbaum hat den »guten Menschen in Gaza« ein Angebot gemacht

 20.10.2024 Aktualisiert

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  24.10.2024 Aktualisiert

Baden-Württemberg

Jüdisches Mosaik in Karlsruhe beschädigt

War es ein Unfall, Vandalismus oder eine gezielte Tat?

 15.10.2024

80. Jahrestag

Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert an ermordete KZ-Häftlinge

Auch mehrere Kinder und Enkel von Opfern nahmen teil

 14.10.2024