von Lina Polenz
Die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig hat wieder eine Mikwe – nach 70 Jahren. »Wir feiern die Änderung und den Wechsel zu einer besseren jüdischen Gemeinde«, sagte Rabbiner Josh Spinner, Vize-Präsident der Lauder-Foundation, am Sonntag zur Eröffnung. Und eben das sei es, was man in einer Mikwe bekommt: Änderung. »Eine Mikwe ist aber auch ein Zeichen der Hoffnung«, sagt Spinner. »Eine Frau geht hinein in der Hoffnung auf Kinder, Wachstum, Zukunft.« Drei Frauen waren es dann auch, die das symbolische Eröffnungsband durchschnitten. Die heute in London lebende, ehemalige Leipziger Rabbiner-Familie Rogosnitzky hatte gemeinsam mit ihrem engsten Freundes- und Familienkreis einen Betrag von 150.000 Euro für den Bau der Leipziger Mikwe gespendet. Shoey Rogosnitzky, der extra eingeflogene Enkel des früheren Leipziger Rabbiners Moses, bekam dafür einen Dankesbrief vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung überreicht.
Die Idee für die Mikwe hatte allerdings ein anderer. Der Freund der Familie Rogosnitzky, Naftali Bollag, saß vor zweieinhalb Jahren im Gemeindesaal und kündigte vor 30 Personen an, eine Mikwe zu bauen. »Nach so vielen Jahren ist nun richtiges jüdisches Leben nach Leipzig zurückgekehrt«, sagte Bollag am Sonntag. »Und ich hoffe, dass wir noch viele weitere Mikwen in Deutschland eröffnen werden.« Auch für Küf Kaufmann, den Vorsitzenden der Leipziger Gemeinde, war es anfangs ein Traum. »Es war alles andere als leicht, die Mikwe in dieses bestehende alte Haus zu integrieren«, erzählte er. Zwar sei das Gebäude an sich durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs nicht zerstört worden, wohl aber sein Fundament. »Es steht leicht schief, aber wir haben eine Lösung gefunden, den Traum trotzdem zu verwirklichen. Jetzt ist dank unserer Mikwe das Fundament des Hauses befestigt und droht nicht mehr umzukippen. Das zeigt: Wir festigen uns und wir sind stark.«
Einen großen Beitrag hat die Leipziger Architektin Gabriele Weis geleistet. »Die Statik war wirklich das schlimmste Problem. Außerdem haben wir uns in einem wirklich kleinen, engen Bereich des Hauses bewegen müssen, was die Arbeiten zusätzlich erschwert hat.« Dennoch hat sie es hinbekommen. Die Oberaufsicht hatte der Jerusalemer Rabbiner Meir Posen übernommen. Er ist die für den Bau von Ritualbädern zuständige Autorität. Über eine Rinne fließt nun Regenwasser in ein Auf- fangbecken im Keller. »Falls es zu viel regnet, kann das überschüssige Wasser auch wieder zurück nach draußen geleitet werden«, erläuterte Weis. Durch einen Filter gelangt das Regenwasser dann gemischt mit Leitungswasser in die Mikwe. »Das Wasser kommt vom Himmel, der Filter aus Israel«, sagte Küf Kaufmann »Orthodoxer geht es nicht mehr.«