von Miryam Gümbel
Ende Januar ging es in München in zwei Veranstaltungen um Israel. In den Hubert-Burda-Saal des neuen Gemeindezentrums waren fast 200 Menschen gekommen, um sich bei einer Podiumsdiskussion über »Friedenshoffnung für den Nahen Osten?« zu informieren. Angeregt hatte diese Veranstaltung die Initiative AmEchad. Auf dem Podium saßen Ilan Mor, der Gesandte des Staates Israel in Deutschland, und der Münchner Publizist Reiner Bernstein. Es moderierte Peter Guttmann, Mitglied der Vorstände von AmEchad und der IKG.
Bernstein, starker Befürworter der »Genfer Initiative« plädierte dafür, dass Israels Regierung auch mit der Hamas direkte Gespräche führen müsse. Entscheidend sei, ob es Frieden durch Sicherheit oder Sicherheit durch Frieden geben könne. Ilan Mor, dessen sachliche und kompetente Ausführungen viel Zustimmung fanden, betonte, dass Israel keinen echten Friedenspartner als Gegenüber habe. »Das Selbstmordattentat in Eilat zeigt doch ganz klar, dass wir es mit Leuten zu tun haben, deren einziges und erklärtes Ziel es ist, uns zu vernichten.«
»Der gute Besuch dieses Abends zeigt, wie groß das Interesse an der Thematik ist«, sagte Yehoshua Chmiel, IKG-Vizepräsident und AmEchad-Vorstand.
Das bestätigte sich auch einen Tag später in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Rahmen ihres Bayern-Forums hatte sie eingeladen unter dem Motto: »Israel: Geschichte, deutsche Verantwortung und Kritik«. Im Mittelpunkt stand hier das »Manifest der 25 deutschen Wissenschaftler« vom November 2006. Reiner Bernstein war diesmal Moderator und brachte auch in dieser Funktion seine Position ein. Weitere Podiumsteilnehmer waren Karlheinz Kopper, Initiator des Manifests, sowie der Historiker Daniel C. Bre- cher aus Amsterdam und Nathan Kalmanowicz vom Vorstand der IKG München.
Das Publikum erwies sich in der langen Diskussion – die Veranstaltung wurde um etwa anderthalb Stunden überzogen – sehr gut informiert. Professoren waren dabei, Richter, Intellektuelle der späten 68er-Generation und auch führende Münchner Vertreter der Palästinenser und der sehr israelkritischen »Jüdisch-palästinensischen Gruppe«.
Die Zielrichtung dieses Personenkreises war bereits in der Einladung zu lesen: Die Autoren des Manifests »plädieren dafür, dass die besonderen Beziehungen zwischen beiden Staaten überdacht werden müssen«. Im Lauf des Gesprächs klärte sich diese Forderung: Nicht nur die Schoa dürfe Leitlinie der deutschen Politik gegenüber Israel sein, sondern es bestünde auch ein besondere Verpflichtung den Palästinensern gegenüber. Dies hänge mit dem UNO-Beschluss zur Staatsgründung Israels 1948 zusammen.
Kalmanowicz konterte, dass die »historische Beziehung zwischen Palästinensern und Deutschen sich darauf beschränkt, dass Großmufti Husseini von Jerusalem in den 30er-Jahren enge Beziehungen zu den Nazis pflegte und nach der Niederschlagung seines Aufstands gegen die Briten politisches Asyl in Hitler-Deutschland bekam«.
Auch wenn die Stimmung zunächst eindeutig antiisraelisch war, kamen schließlich doch einige versöhnliche Gesten zum Tragen. Kalmanowicz hatte mehrfach betont, dass Frieden nur zwischen den beiden betroffenen Parteien direkt geschlossen werden kann. Ausgerechnet ein arabischer Israeli, der aus seiner Enttäuschung über die israelische Politik keinen Hehl machte, griff dieses Münchner Angebot auf.
In Gesprächen nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung kamen gerade Palästinenser auf Nathan Kalmanowicz zu. Ihr klares Anliegen war, ihn für Diskussionsrunden innerhalb der moslemischen Gemeinden in München als Gesprächspartner zu gewinnen.