von Heide Sobotka
Charlotte Knobloch hat einen vollen Terminkalender. Das ist zunächst einmal nicht ungewöhnlich, denn die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland repräsentiert mehr als 100 jüdische Gemeinden in Deutschland. Doch in den kommenden drei Monaten wollen viele Gemeinden die Präsidentin als Gast vor Ort zu besonderen Anlässen begrüßen.
Einigen hat sie ihr Kommen schon fest zugesagt: unter anderen Stuttgart, Krefeld und Mainz. In der Landeshauptstadt Baden-Württembergs wird Knobloch am 8. September die neue jüdische Schule der Israelitischen Religionsgemeinschaft miteröff-
nen. Pünktlich zu Schulbeginn im südwestlichen Bundesland startet die Schule in der Hospitalstraße mit den Klassen 1 und 2 sowie 3 und 4. Die Gemeinde hofft auf weitere Anmeldungen während des laufenden Schuljahres.
Eine Woche später – am 14. September – wird Charlotte Knobloch in der niederrheinischen Stadt Krefeld zur Einweihung der Synagoge erwartet. Voraussichtlich am 23. November soll der erste Spatenstich für die neue Synagoge in Mainz erfolgen, auch hierfür hat die Präsidentin des Zentralrats der Juden ihr Kommen zugesagt.
Aber auch viele andere jüdische Gemeinden melden wichtige Ereignisse an. Die Juden in Schwerin begehen am 29. August das Rohbaufest der neuen Synagoge. Sie entsteht auf historischem Boden im Garten des Ensembles am Schlachtermarkt in der Mecklenburger Landeshauptstadt. Landesbildungsminister Henry Tesch (CDU) will zum Fest kommen.
Zwei Tage später werden in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel bei einem festlichen Umzug Torarollen durch die Stadt getragen. Der Zug geht vom Synagogen-Denkmal am Schrevenpark zur neuen Synagoge in der Jahnstraße und damit an den historischen Ort des alten Gotteshauses zurück. Anschließend findet ein Gottesdienst mit Rabbiner Walter Rothschild statt. Die Eröffnung ihrer Synagoge kann die liberale Gemeinde Kiel erst später feiern, da die Renovierung des Gebäudes noch nicht abgeschlossen ist.
Lange hatte die Jüdische Gemeinde Bielefeld nach einer neuen und vor allem größeren Unterkunft gesucht. Sie fand sie schließlich in der ehemaligen evangelischen Paul-Gerhardt-Kirche in der Detmolder Straße. Nach dem Umbau will die Gemeinde am 21. September ihre Synagoge einweihen. Landesrabbiner Walter Rothschild wird auch hier den Festgottesdienst übernehmen und die Mesusot anbringen.
Am selben Tag steht ein Fest in der Jüdischen Gemeinde Hannover an. Der Braunschweiger Rabbiner Jonah Sievers wird in der Synagoge Häckelstraße als Landesrabbiner von Niedersachsen eingeführt.
Am 70sten Jahrestag des Novemberpogroms eröffnet die Jüdische Gemeinde Göt-
tingen ihre 2006 aus dem Weserort Bodenfelde in die Göttinger Angerstraße 14 transportierte Synagoge. Noch werde zwar eifrig an der Innenausstattung gearbeitet, teilte der Vorstand mit, aber man sei sicher, die Synagoge am 9. November dieses Jahres eröffnen zu können.
Diesen Termin wird Charlotte Knobloch allerdings nicht wahrnehmen können. 70 Jahre nach der Schändung jüdischer Gotteshäuser und Geschäfte wird sie bei der zentralen Gedenkveranstaltung repräsentieren.