von Ellen Presser
Das Orchester Jakobsplatz ist binnen zwei Jahren zu einer festen Größe des reichen Musikangebots in München geworden. Mit dem »Service Sacré« von Darius Milhaud ist das Repertoire des multikulturellen Orchesters um einen weiteren bemerkenswerten Baustein erweitert worden. Dirigent Daniel Grossmann weiß sein Ensemble mit interessanten Projekten, Kooperationen mit dem Bayerischen Staatsschauspiel, dem Staatstheater Gärtnerplatz und Einladungen auf ausländischem Parkett wie zum Sommerfestival Budapest zu fesseln. Der Orchester-Gründer gibt damit vielen jungen Künstlern ein professionelles Forum, sich öffentlich künstlerisch zu beweisen und belegt außerdem, dass Musik einer der schönsten Zugänge zu Völkerverständigung und interreligiösem Dialog ist.
Mit der konzertanten Aufführung des »Service Sacré« an zwei Abenden im Hubert-Burda-Saal des Jüdischen Gemeindezentrums brachte Grossmann eines der wenigen jüdisch-liturgischen Werke der klassischen Musik zu Gehör. Wie der 28-Jährige den 33-köpfigen Chor, die 45 Instrumentalisten und die beiden Solisten zu einem harmonischen Ganzen brachte und damit die erhabene Atmosphäre eines Schabbat-Gottesdienstes beschwor, war bemerkenswert. Der Extra-Chor der Bayerischen Staatsoper kam – dank der musikalischen Einstudierung durch Martin Danes und des erfolgreichen Hebräisch-Trainings durch Judith Melamed – sehr sprach- und klangsicher mit seiner Aufgabe zurecht.
Geschrieben hatte der jüdisch-provenzalische Komponist Darius Milhaud »Service Sacré« 1947 als Auftragsarbeit für die Temple Emanuel Synagoge in San Francisco. Da der dort zuständige Kantor Stimmprobleme hatte, baute Milhaud eine Sing- und eine Sprechstimme ein.
In München sang der international renommierte israelische Bariton Yaron Windmüller. Die Sprecherrolle oblag Salek Kutschinski. Während seiner Studienzeit war der Facharzt für psychosomatische Medizin Schüler in der Meisterklasse von Sergiu Celibidache gewesen. Und eine Weile war offen gewesen, ob die Musik oder Medizin professionell das Rennen machen würde.
Man spürt, mit wie viel Freude Daniel Grossmann musikalische Herausforderungen sucht und mit Kontakten in der Musikszene verknüpft. Das Orchester Jakobsplatz unter Leitung von Daniel Grossmann wird die Pflege klassischer Musik und des musikalischen Nachwuchses im innerjüdischen Bereich wie im Dialog mit der Umgebungskultur weiter ausbauen. Die nächsten vielversprechenden Projekte stehen schon an, unter anderem Viktor Ullmanns »Kaiser von Atlantis«.