Die Hamas soll den Entwurf für einen Geisel-Deal mit Israel akzeptiert haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf zwei israelische Regierungsvertreter. Einem Regierungsvertreter zufolge müssten noch letzte Details geklärt werden, aber es seien große Fortschritte gemacht worden. Offiziell wurde die Meldung noch nicht bestätigt.
Dem Außenministerium in Katar zufolge, wo die Gespräche geführt werden, spricht davon, dass die Verhandlungen in der »letzten Etappe« stecken würden. »Wir glauben, dass wir uns in der letzten Etappe befinden. Wir sind sicherlich hoffnungsvoll, dass sie schon bald zu einer Einigung führt«, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Doha. Er warnt aber: »Bis es eine offizielle Erklärung gibt, sollten wir über das, was gerade passiert, nicht zu aufgeregt sein.«
Wenn die Hamas dem Geisel-Deal offiziell zustimmen würde, müsste er auch noch dem Kabinett von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zur Verabschiedung vorgelegt werden.
Um 14.30 Uhr (Ortszeit) sollen Vertreter des Geiselforums, einer Vereinigung von Geisel-Angehörigen, den israelischen Ministerpräsidenten zu einem Gespräch treffen.
Verhandlungen über letzte Fragen in Doha
Dem US-Sender CNN zufolge sollen heute in Katars Hauptstadt Doha letzte noch offene Fragen geklärt werden. US-Außenminister Antony Blinken wird laut der US-Nachrichtenseite »Axios« zugleich einen Plan für den Wiederaufbau und die Verwaltung des in weiten Teilen zerstörten Küstengebiets nach dem Kriegsende vorlegen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu will örtlichen Medien zufolge ebenfalls heute Angehörige der Geiseln treffen. »Die Berichte, die auf eine mögliche Einigung über die Freilassung unserer Angehörigen hindeuten, sind ein Hoffnungsschimmer, aber wir bleiben vorsichtig«, erklärte das Forum der Geiselfamilien.
Waffenruhe soll 42 Tage dauern
Laut israelischen Medien wurde in Doha ein Drei-Stufen-Plan für eine Waffenruhe ausgearbeitet. Laut dem israelischen TV-Sender Channel 13 sieht der Plan in einer ersten Phase eine Kampfpause von 42 Tagen vor. In der Zeit sollen 33 Geiseln freigelassen werden, von denen die meisten noch am Leben seien, während es bei den anderen um die Übergabe der Leichen gehe, hieß es.
Die israelische Seite werde bis zur Freilassung nicht wissen, welche der Geiseln lebend zurückkommen. Es handele sich um Frauen, darunter fünf Soldatinnen, zwei Kinder, Menschen über 50 sowie Verletzte und Kranke.
Freilassung von 1000 Häftlingen
Im Gegenzug sollten 1000 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden, hieß es. Für jede der fünf Soldatinnen sollen alleine jeweils 50 Palästinenser freigelassen werden. Darunter seien auch 30 Hochsicherheitsgefangene, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Von den Israels Armee werde sich außerdem nach und nach aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens und schließlich auch aus dem Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zu Ägypten zurückziehen.
Ferner sollen demnach die in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens geflohenen Einwohner unter internationaler Aufsicht in ihre Wohngebiete im Norden zurückkehren dürfen. Laut US-Medienberichten wird Israel zunächst Pufferzonen entlang seiner östlichen und nördlichen Grenze zum Gazastreifen aufrechterhalten.
Verhandlungen über die zweite Phase - die den Krieg beenden soll - würden am 16. Tag der Umsetzung des Abkommens beginnen, berichtete CNN. Die Hamas habe ein wichtiges Zugeständnis gemacht, indem sie mündliche Garantien der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei akzeptiert, dass Israel die Verhandlungen darüber fortsetzt, erfuhr das »Wall Street Journal« aus Vermittlerkreisen.
Alternative Regierung ohne Beteiligung der Hamas
Dabei soll es laut israelischen Medien auch um den Abzug der Armee aus ganz Gaza gehen. Die dritte Phase eines möglichen Abkommens soll schließlich einen Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Gazastreifens und eine alternative Regierung ohne Beteiligung der Hamas vorsehen.
Wie die US-Nachrichtenseite »Axios« unter Berufung auf drei US-Beamte berichtete, sieht der Nachkriegsplan der USA einen Regierungsmechanismus unter Beteiligung der internationalen Gemeinschaft und arabischer Länder vor. Diese könnten auch Truppen nach Gaza entsenden, um die Sicherheitslage zu stabilisieren und humanitäre Hilfe zu leisten.
Außerdem müsse die im Westjordanland regierende und von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geführte Palästinensische Autonomiebehörde (PA) an einer Regierung beteiligt werden. Die PA solle nach dem Willen der USA zuvor reformiert werden. ja/dpa