von Jürgen Boebers-Süßman
Wer den Haupteingang der neuen Synagoge in Bochum betritt, steht zunächst vor der verglasten Sicherheitsschleuse. Hier nimmt ein Pförtner die Besucher in Empfang und überprüft die Personalausweise. Ein notwendiges Übel, denn eine Synagoge gilt grundsätzlich als potenzielles Ziel für Anschläge. Entsprechend wurde dem Thema »Sicherheit« schon bei der Planung besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Jenseits der Pforte betritt man das weitläufige Foyer. Von hier aus werden sowohl der Gemeindesaal als auch die Synagoge erschlossen. Das Gemeindezentrum ist in weiten Teilen ein Zweckbau, der das Gemeindeleben stärken und genügend Raum für die vielfäligen Aufgaben bieten sollte. Raum brauchte die Gemeinde auch, weil sie Anlaufstelle für alle Fragen ist, die im Alltag so aufkommen können. Ob es um Anträge für das Arbeitslosengeld II oder die nicht zu entschlüsselnde letzte Heizkosten-Abrechnung geht – Gemeindmitarbeiter helfen, wo sie können, selbst beim Aufstellen einer Satellitenschüssel.
Für viele Zuwanderer, die kaum oder nur wenig Deutsch sprechen, sind die Gemeindemitarbeiter erste Ansprechpartner, wenn es um die Nöte des Alltags geht. Manchmal ist es auch ein Gespräche von Mensch zu Mensch, das weiterhilft. Denn viele Gemeindemitglieder kommen aus Russland und der Ukraine und wollen im Westen ein neues Leben beginnen, doch die Bürokratie scheint unüberwindbar.
Räume gibt es nun auch für die gemeinsamen Aktivitäten der Kinder-Spielgruppe, Kulturveranstaltungen oder dem Mittwoch-Abend-Kurs »Koscheres Kochen«. Viele dieser Offerten gab es auch schon im alten Gemeindezentrum. Der Neubau bietet nun die Möglichkeit, die humanitären, kulturellen und sozialen Angebote in ei0nem weitläufigeren und damit entspannteren Rahmen zu vermitteln. Brettspiele, Stellwände und Tischtennisplatten gehören ebenso zum Inventar wie Bänke, Stühle und Tische.
Im Erdgeschoss finden sich abseits des Foyers die zwei Küchen, milchig und fleischig, Vorratsräume, Toiletten, Gruppenräume für die Jugend- und Gemeindearbeit und auch eine große Garderobe. Im Keller wurde das Wasserbecken für die Mikwe eingebaut.
Ihr großer Stolz ist und besonderen Wert legt die Jüdische Gemeinde auf ihr Café. Es war zur Einweihung am Sonntag noch nicht fertiggestellt, soll aber ab dem Frühjahr für die Bevölkerung frei zugänglich sein. Die Cafébesucher werden also ohne die für die anderen Räume notwendigen Sicherheitsschleusen ihren Kaffee trinken können. Es dürfte im Sommer ein lauschiges Plätzchen werden. Denn vor dem Café steht eine alte Linde, deren große Krone die Terrasse beschattet.
Vom Foyer aus betritt man durch zwei große Bronzetüren, auf denen jeweils fünf Buchstaben auf die Zehn Gebote verweisen, die Synagoge. Die Gemeinde möchte auch diesen Raum flexibel nutzen und verzichtete daher auf den Einbau fester Bänke.
Wer die Synagoge noch nicht besichtigt hat, kann dies Anfang 2008 bei einem Tag der offenen Tür nachholen.