von Michelle Levin
ISDS – könnte heißen: Israel sucht den Supervogel. Die Bewerber sind der Wiedehopf, der gelbfedrige Nektarvogel, die Schleiereule, der kleine Turmfalke, der Bülbül, der Geier, der europäische Distelfink, der Regenpfeifer, die Grasmücke und der Weißbaucheisvogel. Wer der Nationalvogel 2008 wird, wird am 28. Mai in einem Festakt bekannt gegeben, an dem auch Israels Präsident Shimon Peres teilnimmt. In den letzten drei Monaten haben fast 120.000 Israelis online und per Telefon darüber abgestimmt, welcher Vogel das Land zum 60. Geburtstag repräsentieren könnte. Eines steht fest: Singen können sie alle ganz gut. Hinter dieser Aktion steckt das grüne Gewissen Israels, die Society for the Protection of Nature in Israel (SPNI).
1953, fünf Jahre nach der Staatsgründung, versammelten sich eine Handvoll Wissenschaftler und besorgte Anwohner, um gegen die Trockenlegung des Sumpfes im Hula-Tal zu protestieren. Dadurch, so behaupteten sie, ginge der einzigartigen Natur im Norden Israels eine für die Region wichtige Ressource verloren. Der Sumpf wurde teilweise zwar trotzdem entwässert, aber die Idee, für eine Umweltschutzgruppe war geboren. Seitdem hat die SPNI nicht nur Demonstrationen organisiert. Das Hauptaugenmerk gilt dem ökologischen Tourismus. So können Besucher auf Wegen von rund 9.000 Kilometer Länge durch das Land wandern. An den Wegesrändern geben Karten Orientierungshilfen und informieren über Pflanzen und Tiere, die in der Umgebung wachsen und leben.
Israel ist darüber hinaus ein Land für Kletterer. Das Bergwandern hat in den vergangenen Jahren einen enormen Sprung nach oben auf der Liste der beliebtesten Sportarten gemacht. In Not geratene Kletterer können die SPNI anrufen, um mit Wasser versorgt und gerettet zu werden. Daneben betreut die SPNI die ökologische Weiterbildung an öffentlichen Schulen. Schon die Kleinsten der Gesellschaft sollen lernen, umweltbewusst zu handeln. Der grüne Lehrplan wird aber nicht nur vormittags unterrichtet, sondern auch nachmit- tags in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften. »Gerade in strukturschwachen Gebieten mit einem niedrigen Durchschnittseinkommen ist es wichtig, die Kinder für die Umweltprobleme, die wir in unserem Land haben, zu sensibilisieren.« Dafna Gan, bei SPNI verantwortlich für die Weiterbildung, hat das Programm »Children make a Difference« ins Leben gerufen. Ob in Akko, Jerusalem oder Tel Aviv, überall lernen Kinder Pflanzennamen und bekommen dadurch ein Gefühl, welche Bedeutung die Natur direkt vor ihrer Haustür hat. Betreut werden sie dabei von freiwilligen Helfern, die auch teilweise schon ihre Armeezeit bei der SPNI verbracht haben.
Israel ist auch im 60. Jahr seines Bestehens das Land der Vogelmigration. Kinder können natürlich ganz traditionell wie vor 60 Jahren Vögel beobachten, aber seit Kurzem haben sie die Möglichkeit, online Ausschau nach ihren gefiederten Freunden zu halten. Gleichzeitig können sie mit Kindern auf der ganzen Welt, die ebenfalls Vögel beobachten, chatten und sich so grenzenlos austauschen. Das Programm »Migrating Birds Know No Boundaries«, das vom bekannten Jerusalemer Vogelwissenschaftler Yossi Leschem initiiert wurde, zieht neben den kleinen Vogelbeobachtern auch ältere an. Am Jerusalemer »Bird Observatory« nehmen jährlich viele Vogelschützer an Beringungsaktionen teil. Das Besondere: Das »Jerusalem Bird Observatory« befindet sich auf dem Areal des israelischen Parlaments, der Knesset.
Die neueste Errungenschaft der Society for the Protection of Nature in Israel ist die Einbeziehung der Anwohner in die Straßenplanung. Sie konzentriert sich dabei in ihrer Arbeit auch auf Ballungsräume, wie Tel Aviv. Hier werden die Bürger künftig vorher gefragt, wie ein Straßenzug in Einklang mit der Natur verlaufen soll.
Die Autorin ist Mitarbeiterin im »Development Department der Society for the Protection of Nature« in Israel.