Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum im westfälischen Bad Oeynhausen distanziert sich von seinem Gründer Karl Paetow (1903-1992) wegen dessen NS-Vergangenheit.
Der Kunsthistoriker und Volkskundler war einem neuen Gutachten zufolge überzeugter Nationalsozialist und am Raub von Kunstgegenständen aus jüdischem Eigentum in Frankreich beteiligt, wie der Sprecher der Stadt Bad Oeynhausen, Volker Müller-Ulrich, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag mitteilte.
Laut einem Beschluss des Kulturausschusses werde künftig am und im Museum über die Vergangenheit des Gründers kritisch informiert, hieß es. Ein vor dem Haus angebrachter Grabstein in Erinnerung an Paetow werde entfernt.
Hitlerverehrer Die Stadt Bad Oeynhausen ist Trägerin des Deutschen Märchenmuseums. Nachdem im vergangenen Jahr im Internet kritische Details der Biografie Paetows aus der NS-Zeit öffentlich wurden, hatte der Kulturausschuss den Regionalhistoriker Norbert Sahrhage mit einem Gutachten beauftragt.
Der Untersuchung zufolge war Paetow, der 1933 in die NSDAP eintrat, ein überzeugter Verehrer Hitlers und Antisemit. Das geht laut Sahrhage aus privaten Briefen der 1930er und 1940er-Jahre hervor. Während seiner Tätigkeit im »Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg« (ERR) war Paetow zudem 1942/43 in Paris an den Plünderungen von Kunstwerken aus Wohnungen französischer Juden und aus Kunstsammlungen beteiligt.
Nach dem Krieg war Paetow von 1951 bis 1968 Leiter des Tabak- und Zigarrenmuseums in Bünde im Kreis Herford. Seine Verstrickungen in NS-Verbrechen hat er laut dem Gutachten bei der Bewerbung kaschiert.
Nach seiner Pensionierung gründete er das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum und vermachte ihm seine umfangreiche Sammlung von Märchenbüchern. Bis 1981 leitete Paetow das Museum ehrenamtlich. epd