Wie viel Humor verträgt der Glaube? Dieser Frage widmet sich noch bis zum 15. März eine Ausstellung im niederländischen Nimwegen. Anlass waren die weltweiten Auseinandersetzungen um Mohammed-Karikaturen in dänischen Zei- tungen 2006. Präsentiert werden im Museumspark Orientalis rund 200 Humor-Beispiele zu klassischen religiösen Themen aus Judentum, Christentum und Islam. Das Spektrum umfasst Witze, Lieder, Karikaturen, Kunstwerke, Kabarettstücke und Filme.
Humor in der Religion ist häufig ein Weg, mit Widersprüchen zwischen Worten und Taten, Unzulänglichem und Unbegreiflichem umzugehen. Die besten Witze kommen dabei, wie immer, aus der eigenen Gemeinschaft. Selbstironie in religiösen Gruppen ist auch ein Indiz für den Grad der gesellschaftlichen Integration in einer Gesellschaft, sagt Marit Monteiro, Dozentin für Kirchengeschichte und Beraterin der Ausstellung. Wer aufgrund seiner Glaubensüberzeugungen diskriminiert wird oder sich diskriminiert fühlt, nehme sich kaum selbst auf den Arm. Das gelte heute für Muslime in Westeuropa und sei früher bei Katholiken in den protestantischen Niederlanden ähnlich gewesen. Dabei gibt es im klassischen Islam zumindest eine mündliche Tradition des Witzes über den eigenen Glauben.
Aus diesem Muster heraus fallen allerdings die Juden. Trotz (oder wegen?) jahrhundertelanger Verfolgung haben sie vielfältige religiöse Witze entwickelt, ohne Tabus. Auch klassische Klischees der Außenwelt wurden dabei aufgegriffen, etwa der vom geldgierigen Juden, der selbst mit Gott zu seinem finanziellen Vorteil handeln will.
Aber wann überschreitet Humor in der Religion Grenzen? Die Ausstellung gibt keine verbindliche Antwort, sondern fordert die Besucherinnen und Besucher zum eigenen Urteil auf. Einen Hinweis geben die Ausstellungsmacher allerdings: Nicht das Sprechen über bestimmte Themen sei tabu, sondern der leichtfertige Umgang mit ihnen. Ralf Thomas Müller
www.museumparkorientalis.nl