von Tobias Kühn
Jeder ist seines Glückes Schmied. Von wegen! Manchmal geht es im Leben ziemlich gemein zu. Das erfährt auch der Bauernbursche Tarn, Hauptheld der märchenhaften Geschichte Massel und Schlamassel des Literaturnobelpreisträgers Isaac B. Singer.
Der König des Landes ist schwer krank. Nur die Milch einer Löwin kann ihn noch retten. Tarn macht sich auf den Weg, scheut weder Mühen noch Gefahren, und es gelingt ihm, die Milch zu holen. Der gute Geist Massel, das Glück, ist dabei immer an seiner Seite. Doch als Tarn dem König die Milch überreicht, steht Schlamassel, der Widersacher des Glücks, hinter dem jungen Mann – und er verspricht sich. »Hier ist die Milch der Hündin«, sagt er. Der König ist entsetzt ob solcher Beleidigung und fordert Tarns Tod. Mehr wird nicht verraten. Nur so viel noch: Der König hat eine wunderschöne Tocher, die reizende Prinzessin Nesika. Und jeder, der schon mal ein Märchen gehört hat, weiß, dass das Genre ohne Happy End nicht auskommt.
Singers Geschichte, die sowohl kleine als auch große Herzen berührt, liegt seit wenigen Wochen als Hörbuch vor. Man spitzt die Ohren, wenn der Schauspieler Johannes Speck erzählt: markant, aber nie aufdringlich. Der 42-Jährige weiß, wie man eine literarische Vorlage inszeniert und technisch umsetzt. Schließlich hat er in den vergangenen Jahren über 40 Hörbücher produziert.
Umrahmt wird Singers Geschichte von Melodien der Klesmerband »Kolsimcha«, einer Ausnahmeerscheinung in der Szene, denn die fünf Musiker haben mehrheitlich eine klassische Ausbildung. Und das hört man: Sie spielen hochvirtuos, mit Leichtigkeit und großer Emotionalität – wie es der Geschichte mit ihren humorvollen, aber auch melancholischen Seiten entspricht. In diesem Monat belegt die Produktion in der Kategorie Kinder- und Jugendhörbuch den ersten Platz der hr2-Hörbuchbestenliste. Zu Recht.
isaac bashevis singer:
massel und schlamassel
CD, Spielzeit ca. 40 Minuten.
Uccello, Seefeld 2008, 12,90 Euro