Spiegel-Tora

Gesucht – gefunden

Der 25. März 2007 war ein sehr emotionaler Tag für Gisèle Spiegel, die Witwe des ehemaligen Zentralratspräsidenten Paul Spiegel. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hatte zur Vollendung einer Torarolle in die Synagoge Joachimstaler Straße eingeladen. Hochrangige Gäste waren gekommen, unter ihnen Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch sowie die israelischen Oberrabbiner Schlomo Amar und Yona Metzger und die Familie Spiegel. Denn diese besondere Torarolle sollte Paul Spiegel gewidmet und der Jugend zur Verfügung gestellt werden. Schließlich habe Spiegel die Grundlage geschaffen, Menschen zum Judentum zurückzuführen und sich stets für Kinder und Jugendliche engagiert.
Doch bis zu Beginn dieses Jahres tauchte die Torarolle weder im Fortbildungszentrum in Bad Sobernheim noch in Düsseldorf, der Heimatgemeinde Paul Spie- gels auf. Stattdessen stellten die Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Mitte Januar beim Gottesdienst in der Synagoge Joachimstaler Straße fest, dass sie aus der Paul-Spiegel-Gedächtnis-Tora vorlasen. Was war geschehen? Warum war sie in Berlin geblieben? Nachfragen lösten eher Heiterkeit aus. Wo sie jetzt sei? »Na in Düsseldorf, Rabbiner Soussan hat sie mit vollem Recht mitgenommen, Paul Spiegel war doch Düsseldorfer«, meint Avichai Apel in Dortmund. Auch Rabbiner Yitzhak Ehrenberg lacht bei dieser Frage. »Die Tora ist in Düsseldorf. Rabbiner Soussan hat sie hingebracht.« Er erinnere sich noch sehr genau an »die sehr schöne Zeremonie« in Berlin. Warum die Tora aber so lange in seiner Synagoge blieb, das wisse er »nicht mehr so genau«. »Vielleicht dachte Rabbiner Ehrenberg, er dürfe sie behalten«, vermutet Rabbiner Soussan. Er selbst habe die Tora nach dem Januartreffen der Rabbiner nach Düsseldorf gebracht und damit fast öffentliches Aufsehen erregt, erzählt er. »Auf dem Flughafen Tegel begegnete mir Karin Kortmann, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.« Sie habe sofort erkannt, was er da in einen Tallit gewickelt im Arm trug und sprach ihn an. Es sei doch wunderbar, dass es 64 Jahre nach der Schoa wieder jüdisches Leben in Deutschland gäbe.
Schlecht sei es jedenfalls nicht gewesen, die Tora so lange in Berlin zu benutzen, überlegt Soussan, »bis wir mit unseren Bauarbeiten fertig sind«. Zu Schawuot soll die Torarolle in Düsseldorf eingebracht werden. Auch Gisèle Spiegel ist zufrieden. »Wir haben die Freude, dabei zu sein, wann immer sie benutzt wird, und hier gibt es doch auch Jugendliche in der Gemeinde.« Brigitte Jähnigen

Kultur

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