»Theo Zwanziger setzt wahrnehmbare Zeichen für Toleranz, für Integration und für die Veranwortung des Sports in unserer Gesellschaft.« Mit dieser Begründung hat der Verein »Gegen Vergessen – Für Demokratie« den Präsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB) am Dienstag in Berlin mit seinem Preis geehrt.
Die Jury, der unter anderem der frühere Stasi-Beauftragte Joachim Gauck angehört, lobt Zwanziger dafür, dass er sich »weder zu fein ist, regelmäßig den Kontakt zur Fanszene zu suchen«, noch sich scheue, zu bisherigen Tabuthemen Stellung zu beziehen. Einen Fußballfunktionär so zu ehren, sei vermutlich vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen, sagt Zwanziger im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.
Als der DFB im Jahr 2000 seinen 100. Geburtstag feierte, habe es Kritik gegeben. »Da wurde uns klar, dass wir uns der Geschichte des Fußballs im Nationalsozialismus stellen müssen.«
In der vergangenen Woche hatte der DFB selbst Initiativen für deren Enga-gement gegen Rassismus und Antisemitismus mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet. »Rassismus ist ein schleichen- des Gift, das schon viel Unglück über die Menschen gebracht hat«, sagt Zwanziger. »Und Antisemitismus ist ein Problem, bei dem wir in Deutschland besonders sensibel sein müssen.«
Trotz des Lobes steht der DFB-Chef gegenwärtig auch in der Kritik. Für eine Äußerung Zwanzigers, der Fußball müsse mehr sein als nur ein Wirtschaftsgut, belegte ihn der Berliner Journalist Jens Weinreich mit dem Begriff »unglaublicher Demagoge«. Das, so Zwanziger, lege »die Be- deutung von Volksverhetzung nahe«, man rücke ihn in die Nähe von Goebbels und anderen NS-Demagogen. Der DFB-Präsident ließ zunächst eine Unterlassungserklärung aufsetzen. Eine einstweilige Verfügung konnte er nicht durchsetzen; zwi-
schenzeitlich zog er die Klage zurück.
Gleichwohl wird Theo Zwanziger weiter vorgeworfen, er wolle einen kritischen Journalisten mundtot machen. In einem Kommentar des Deutschlandfunks wird auch ein Zusammenhang zwischen dieser Auseinandersetzung und dem Preis »Gegen Vergessen – für Demokratie« hergestellt: Zwanziger lasse sich dort als »gnadenloser Modernisierer der Frankfurter Geldsackkaste«, des DFB, feiern. Dabei offenbare sich doch jetzt, wie Theo Zwanziger wirklich sei: Weinreich solle »erledigt und finanziell ruiniert werden«.
Der DFB-Präsident gibt sich dessen ungeachtet kämpferisch. »Ich kann doch als 63-jähriger Mann, der nicht alles im Leben richtig, aber auch nicht alles falsch gemacht hat, auch ein bisschen Respekt erwarten.« Martin Krauß
Ehrung