Zum 85. Jahrestag der Inbetriebnahme des KZ Ravensbrück im Mai will die Gedenkstätte bei Fürstenberg an der Havel auf verschiedene Weise an die Opfer der NS-Verbrechen erinnern. »Die Gedenkstätte will die Gründung des Lagers in einer Reihe auf den Social Media thematisieren«, sagte Gedenkstättenleiterin Andrea Genest.
Im April werde dort zudem eine Werksausstellung über die Graphic Novel »Die Farbe der Erinnerung« von Barbara Yelin eröffnet. Darin werde auf eindrucksvolle Weise die Lebensgeschichte von Emmi Arbel erzählt, die als Kind im KZ Ravensbrück war.
Die KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück hätten noch zu rund 100 Überlebenden Kontakt, die in Deutschland, Polen, Frankreich, Russland, der Ukraine, Frankreich, Großbritannien, den USA, Australien oder Südamerika lebten, sagte Genest: »Die wenigsten sind noch in der Lage, die Gedenkstätten zu besuchen.«
»Sound of the Silence«
An einem Projekt mit dem Titel »Sound of the Silence« nähmen jedoch Überlebende und Nachkommen teil, um neue Wege der Beschäftigung mit Ravensbrück und seiner Bedeutung auszuprobieren.
»Wir sind weiterhin in Kontakt mit Überlebenden in der Ukraine und engagieren uns im Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine«, sagte Genest. So kümmere sich die Gedenkstätte Ravensbrück zusammen mit dem Internationalen Ravensbrück-Komitee um Jewgenia Iwanowna Boiko, die 1944 im Lager geboren wurde. Sie erhalte regelmäßig finanzielle Unterstützung.
Nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel habe die Gedenkstätte auch zwei Überlebende aus Israel betreut, sagte Genest: »Emmie Arbel kam am 8. Oktober nach Ravensbrück, um als Zeitzeugin an einem Jugendprojekt teilzunehmen.« Sie sei mehrere Wochen geblieben, habe dort in der Jugendherberge gewohnt und sei ständig in Kontakt mit ihrer Familie in Israel gewesen.
Zentrales Frauen-KZ
Die Familie einer pflegebedürftigen weiteren Überlebenden habe darum gebeten, die Hochbetagte nach Deutschland zu holen. Sie sei zunächst in Berlin gewesen und halte sich derzeit in Magdeburg auf.
Es sei eine Besonderheit, dass Ravensbrück als zentrales NS-Frauen-Konzentrationslager »am Vorabend des Zweiten Weltkrieges eröffnet wurde«, sagte Genest. Auch dies werde in diesem Jahr thematisiert. Die ersten Häftlinge wurden im Mai 1939 in das KZ verschleppt. Bis zur Befreiung 1945 waren dort mehr als 130.000 Frauen und 20.000 Männer inhaftiert.
Zehntausende wurden ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben. Der 79. Jahrestag der Befreiung wird am 14. April begangen.