von Ulf Meyer
»Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende« schien das Motto zu sein, als 2003 der Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor für das Berliner Dokumentationszentrum »Topographie des Terrors« fallen gelassen wurde. Eine Kostenexplosion, technische Probleme und Dickköpfigkeit aufseiten des Bauherrn wie des Architekten hatten zu einem Baustopp geführt. Entstanden waren nur drei 19 Meter hohe Treppentürme aus Beton, die später wieder abgerissen wurden – eine einmalige Verschwendung öffentlicher Gelder.
Jetzt kommt der zweite Anlauf. Am 2. November wird der feierliche erste Spatenstich für den Neubau des Dokumentationszentrums gesetzt. In einem internationalen Wettbewerb gewann das Berli- ner Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner (HWP) mit einer Gesamtkonzeption, die der Bedeutung des historischen Ortes Rechnung trägt. Auf dem Gelände befanden sich zwischen 1933 und 1945 die Zentralen des deutschen Verfolgungs- und Terrorapparats: Die Gestapo-Zentrale, die SS-Führung und das Reichssicherheitshauptamt, wo die Schoa organisiert wurde.
HWP planen das Dokumentationszentrum als quadratischen Flachbau mit 3.000 Quadratmeter Fläche, der rundum verglast und mit einem hellen und beweglichen Metallgeflecht umgeben wird, durch das man nur von innen blicken kann. Zu den Ausstellungs- und Seminarräumen im Hauptgeschoss kommt eine Cafeteria für die Besucher, während der wissenschaftliche Bereich und eine Bibliothek im Untergeschoss liegen. An dem in der Mitte ausgestanzten Lichthof liegen die Arbeits- plätze der Mitarbeiter der Stiftung – ein Kunstgriff der Architekten, um zu vermeiden, dass man am ehemaligen Ort der Schreibtischtäter abermals Schreibtische zu sehen bekommt.
Das Büro HWP wurde als Krankenhausbauer bekannt – und tatsächlich wirkt auch ihr Entwurf für die Topographie des Terrors ein wenig aseptisch. Der zurück-haltende, bescheidene und bewusst unspektakuläre Entwurf verzichtet auf große Gesten. Nach dem Willen des beteiligten Landschaftsarchitekten Heinz W. Hallmann aus Aachen wird dem Gelände eine neue Schicht aus Kies und Sand hinzugefügt, die »die früheren Zeugnisse zur Geltung bringen soll«. In einer »Steppe der Erinnerung« werden niedrige Gräser und Kräuter gepflanzt. Birken werden die Topographie gegen die Wilhelmstraße ab- grenzen. Der Direktor der Topographie-Stiftung, Andreas Nachama, ist erleichtert, dass der Entwurf »sich nicht über das Gelände erhebt«.
In der »Trias der Mahnung« in Berlin wird die Topographie neben dem Holocaust-Mahnmal und dem Jüdischen Museum architektonisch das schwächste Glied sein. Nach langem Streit wollten die Bauherren einfach keine Meisterarchitektur mehr. Die Einweihung des Gebäudes ist für den 8. Mai 2010, den 65. Jahrestag des Kriegsendes, geplant. Das eigentliche Exponat bleibt jedoch auch nach der Fertigstellung des Informationszentrums die Topographie in Kreuzberg selbst und die Verbrechensgeschichte, die sie erzählt.