Computerspiele, in denen man Krieg simulieren kann, gibt es in rauen Mengen. Bei dem Spiel PeaceMaker, das der ehemalige israelische Geheimdienstler Asi Burak und der amerikanische Spielentwickler Eric Brown zusammen entwickelt haben und jetzt im Internet vermarkten (www.peacemakergame.com), geht es um das Gegenteil: Frieden im Nahen Osten.
20 US-Dollar kostet es, das Spiel herunterzuladen. Auf dem Schirm baut sich eine Karte Israels und der palästinensischen Gebiete auf. Als Erstes muss man Partei ergreifen: Ich kann mir aussuchen, ob ich israelischer Premierminister sein will oder palästinensischer Präsident. Ich nehme den israelischen Job.
Als Nächstes wähle ich die Spielebene. Es gibt drei Schwierigkeitsgrade: ruhige, angespannte oder gewalttätige Lage. Als Anfänger versuche ich es zunächst erst einmal mit der ruhigen Lage. Was »ruhig« im Nahen Osten heißt, erfahre ich Sekunden später: Ein Selbstmordattentäter zündet eine Bombe. 18 Menschen sind tot, mehr als 100 verletzt. Wie so etwas aussieht, zeigen Fernsehbilder von echten Attentaten in einem Fenster.
Meine Aufgabe ist es jetzt, angemessen zu reagieren. Ich muss Israels Sicherheit gewährleisten, ohne die Palästinenser so zu provozieren, dass die Lage eskaliert. Umgekehrt darf ich auch nicht zu nachgiebig sein, sonst fühlen sich die Terroristen ermutigt und meine Landsleute machen Ärger.
In der linken Leiste stehen mir militärische, politische und technische Mittel zur Verfügung, um die Aufgabe zu erfüllen. In der unteren Leiste sind israelische und palästinensische politische Gruppen sowie Staats- und Regierungschefs im Ausland vertreten, die ich auf meine Seite bringen und dort halten muss.
Gelingt es mir, die Lage unter Kontrolle zu bekommen, kriege ich Pluspunkte. Bei 100 Punkten habe ich gewonnen. Für Fehler gibt es Minuspunkte. Bei 50 Miesen ist das Spiel aus. Problem: Ich muß gleichzeitig israelische und palästinensische Punkte machen.
Ich versuche es zunächst mit politischen Maßnahmen und halte eine beruhigende Rede an das israelische Volk. Das bringt 14 israelische Pluspunkte. Nicht genug. Ich klicke die technischen Maßnahmen an und verbessere die medizinische Versorgung für Terroropfer. Nur wenige Punkte.
Da hilft nur noch Gewalt. Ich bringe das Militär ins Spiel und greife mit Apache-Hubschraubern Gebäude der palästinensischen Verwaltung an. Bingo! 40 Punkte plus bei den Israelis. Allerdings auch rund 30 Miese bei den Palis.
Wenn ich vernünftig wäre, würde ich jetzt versuchen, auf der unteren Leiste die israelische, palästinensische und Weltöffentlichkeit auf meine Seite bringen. Stattdessen drücke ich auf die Tube und schicke ein Kommando los, das Führer von Terrorgruppen liquidiert.
Das hätte ich lieber lassen sollen. Zwar steigt mein israelischer Punktestand stark an, dafür geht es auf der palästinensischen Seite rasant ins Minus. Ein Pop-Up auf dem Schirm informiert mich, dass ich mit meinen Maßnahmen gerade die dritte Intifada ausgelöst habe. Reale Fernsehbilder einer wütenden, bewaffneten Menschenmenge sind zu sehen. Game over. Ich habe verloren.
Abends in der Tagesschau wird gemeldet, dass die Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern mal wieder ergebnislos verlaufen sind. Ich weiß jetzt, warum.
Omri Gadol ist 16 Jahre alt und seit vier Jahren begeisterter Computerspieler.