gemeindezentrum

Funktional

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Das Gemeindezentrum: Ein Rundgang

von Wolfgang Jung

»Shalom Europa sollte keine Festung werden«, sagt Gerhard Grellmann, der Architekt des neuen jüdischen Zentrums in der Valentin-Becker-Straße in Würzburg. Das Geviert um einen 1.800 Quadratmeter großen Hof strahlt dennoch souveräne Kraft aus. Vor allem aber ist es hell und einladend.
Da ist der Gemeindesaal mit Platz für 400 Personen: beide Längsseiten – eine zur Valentin-Becker-Straße, eine zum Innenhof – bestehen vom Boden bis zur Decke aus Glas. Weitere Materialien, sehr reduziert eingesetzt, sind Beton, ein bißchen weißer Putz und Stahl. Transparent zeigt sich die Gemeinde in diesem Saal. Doch sie wiegt sich nicht in Sicherheit. Kameras überwachen Eingang und Straße, ein schweres Tor aus Eisenstäben versperrt den Weg in den Hof. »Das Haus soll zeigen, daß die jüdische Gemeinde kein Fremdkörper in der Gesellschaft ist,« sagt Gerhard Grellmann.
Shalom Europa – 16 Meter hoch, 36 Meter lang, mit einer Geschoßfläche von knapp 5.000 Quadratmetern – steht auf einem alten Fundament: auf 1.504 jüdischen, zwischen 660 und 880 Jahren alten Grabsteinen, gefunden bei Bauarbeiten in der Pleich 1987. Sie sind durch eine Glastür zu betrachten, im einzigen Raum des Zentrums, in den kein Tageslicht fällt. Selbst im Keller erlebt man den Lauf von Tageszeit und Wetter mit; da ist das Museum für die Geschichte der Juden in Unterfranken eingerichtet, und eine Schau über jüdische Riten, Symbole, Kultgegenstände. Am 30. November wird es eröffnet.
Faszinierend an Shalom Europa: Nichts bedrückt, nichts ist überflüssig, alles ist konzentriert, nüchtern und funktional und vermittelt Großzügigkeit und Weite. Grellmann sagt, er habe versucht, auf dem engen Grundstück »so viel Freiheit zu schaffen, daß man gar nicht merkt, wie man eingekastelt ist ins städtische Karree«.
So schirmt eine gewaltige steinerne Wand das Haus vom Straßenlärm und dem Schienenverkehr ab. Trotzdem erhellt Tageslicht den einige Meter hohen Flur des Verwaltungstraktes dahinter, durch Oberlichter auf dem Dach. Hell und großzügig erscheint, trotz räumlicher Enge, auch der Trakt der Jugendbegegnungsstätte mit Seminarräumen und 90 Betten. Grellmann hat ein System entwickelt, Etagenbetten hochkant an die Wand zu klappen, damit die Schlafräume auch anders nutzbar sind.
Und von überall aus sieht man auf die Kuppel der Synagoge, das geistliche Zentrum von Shalom Europa. Der Bau hat 11,7 Millionen Euro gekostet. Den Löwenanteil trägt der Freistaat Bayern mit 4,5 Millionen Euro, die Bayerische Landesstiftung gab 2,5 Millionen Euro, eine Million Euro kommt vom Bezirk Unterfranken, eine weitere von der Ronald S. Lauder Foundation. Zuschüsse kamen auch von evangelischen und von der katholischen Kirche, dazu viele Spenden. Ganz ruhig kann Josef Schuster, der Gemeindevorsitzende, noch nicht schlafen. Rund 750.000 Euro fehlen noch.

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