Karlsruhe

Fundament der Gemeinschaft

Würdigt die Aufbauleistung der Karlsruher Kultusgemeinde zum 50. Geburtstag ihrer Synagoge: Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Jodo-Foto / Joerg Donecker

Zentralratspräsident Josef Schuster hat die Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe zur Eröffnung ihrer neuen Synagoge vor 50 Jahren beglückwünscht. In seinem Grußwort sagte Schuster am Sonntag vor coronabedingt kleinem Publikum, in einer Zeit, in der man sich in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft bewege, in der das Verständnis für Religionsgemeinschaften ebenso abnimmt wie das historische Wissen, sei es wichtig, solche Ereignisse zu feiern, ganz besonders aber das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. »Es bietet die einmalige Chance, die Menschen mit dem Judentum vertrauter zu machen und Brücken zu bauen«, sagte Schuster.

Politik Dies sei bitter nötig, sagte Schuster und blickte vier Jahre zurück, als man in Karlsruhe 300 Jahre jüdisches Leben feierte. Wieder stehe man wie damals vor einer Bundestagswahl und frage sich, wie die AfD abschneiden werde. 2017 habe man die Nachwirkungen der Flüchtlingskrise gespürt, heute seien es die Folgen der Corona-Pandemie, die immer noch nicht ausgestanden sei. Vor vier Jahren habe man sich nicht vorstellen können, dass eine Pandemie das jüdische Gemeindeleben lahmlegen würde.

Eine schwere Zeit liege hinter der Karlsruher und den anderen jüdischen Gemeinden. »All jene Menschen, die in diesen schweren Monaten die Gemeinde zusammengehalten haben, dürfen ruhig ein wenig stolz auf sich sein. Sie mussten und Sie haben Außergewöhnliches geleistet«, sagte Schuster.

Zuwanderung Außergewöhnliches sei auch in den vergangenen 50 Jahren – zwei Menschengenerationen – geleistet worden, insbesondere in den vergangenen 30 Jahren mit der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. »Eine Erfolgsgeschichte« nannte dies der Zentralratspräsident – in zweierlei Hinsicht: »Viele Menschen haben den Weg zurück zu ihrer Religion gefunden, die sie in ihren Herkunftsländern nicht mehr praktizieren konnten.«

»Wir können die Menschen leider nicht gegen Antisemitismus impfen. Aber Brücken zu bauen zwischen Juden und Nichtjuden – daran beteiligen wir uns gern.«

Zentralratspräsident Josef Schuster

Zum anderen seien die Kinder und Kindeskinder der ersten Zuwanderergeneration inzwischen »vollständig integriert und häufig beruflich sehr erfolgreich«. Die neuen Gemeindemitglieder seien mittlerweile nicht mehr neu, »sondern bilden das Fundament unserer Gemeinden«, so Schuster.

Zu Beginn dieses Festjahres habe er darauf hingewiesen, dass noch mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse, »um antisemitische Vorurteile abzubauen. Wir können die Menschen zwar leider nicht gegen Antisemitismus impfen. Aber Brücken zu bauen zwischen Juden und Nichtjuden – daran beteiligen wir uns gern«, betonte der Zentralratspräsident.

Verständigung Die Jüdische Gemeinde Karlsruhe und die IRG Baden, deren Vertreter mit der Gemeindevorsitzenden Solange Rosenberg und Landeschef Rami Suliman Schuster herzlich begrüßte, baue diese Brücken in der Region seit Jahrzehnten. »Ich wünsche Ihnen, dass diese Brücken tragen und die Verständigung in jeder neuen Generation gelingt«, sagte Schuster.

Zu den Ehrengästen gehörten neben dem Generalbundesanwalt Peter-Herbert Frank, Staatssekretär Florian Hassler und dem Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup auch der Rabbiner und Zeitzeuge Gerald Rosenfeld. Landesrabbiner Moshe Flomenmann sprach ein Grußwort. Für die musikalische Begleitung der etwa einstündigen Veranstaltung sorgte das Streichtrio »Alla breve«. ja

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