Frau Knobloch, Sie haben die Bundeskanzlerin nach Israel begleitet. Wie schätzen Sie diesen Besuch ein (vgl. S. 2)?
knobloch: Als ich den begeisterten Empfang sah, der der Bundeskanzlerin in Israel bereitet wurde, musste ich an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg denken. Im Jahre 1945 – damals wollte ich nicht mehr nach München zurückkehren, ich wollte Deutschland verlassen – hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich 2008 erleben würde, dass eine deutsche Kanzlerin eine solche Reise unternimmt. Und Frau Merkel ist nicht nur aus Gründen der Staatsräson nach Israel gekommen. Noch nie habe ich eine Politikerin oder einen Politiker wahrgenommen, der sich mit dem Herzen so sehr für Israel und für die jüdische Gemeinschaft einsetzt.
Geht die Kanzlerin nicht das Risiko ein, dass die jetzt so betonte Freundschaft zwischen den beiden Ländern unter einer künftigen israelischen Regierung, die möglicherweise von anderen Parteien gestellt wird, leidet?
knobloch: Ich kann mir keine israelische Regierung vorstellen, egal, von wem sie gebildet wird, die auf einen solchen Freund wie die Bundesregierung unter Frau Merkel verzichten könnte. Für solche Freunde muss man dankbar sein.
Es gab Proteste dagegen, dass die Kanzlerin ihre Rede in der Knesset auf Deutsch gehalten hat. Können Sie das verstehen?
knobloch: Ich habe Verständnis dafür, wenn zum Beispiel Rentnerminister Rafi Eitan damit nicht einverstanden ist.
Kommen die Proteste aus Überzeugung oder ist das bloße Taktik?
knobloch: Ich glaube schon, dass die Proteste aus Überzeugung kommen. Es gibt in Israel eine Minderheit, der eine Freundschaft zwischen Israel und Deutschland widerstrebt. Eine Minderheit, die immer kleiner wird. Ich respektiere ihre Gefühle. Allerdings würde ich die Betroffenen bitten, ihrerseits die guten israelisch-deutschen Beziehungen zu tolerieren. Im Übrigen konnte ich den Anmerkungen von Frau Merkel entnehmen, dass auch sie den Protestäußerungen mit Verständnis gegenübersteht. Belastungen im Verhältnis zwischen den beiden Ländern befürchte ich als Folge dieses Streits nicht.
Mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland sprach Wladimir Struminski.