Nicht alle Städte sind mit den Stolperstein-Aktionen des Kölner Künstlers Gunther Demnig einverstanden. So lehnt es München beispielsweise kategorisch ab, Stolpersteine zu verlegen. Man sei in München angefeindet worden, als man an den ersten Ministerpräsidenten Kurt Eisner mit einer Erinnerungstafel, die im Boden eingelassen wurde, gedachte. »Monarchen würden in den Denkmälern aufs Pferd gehoben, ein jüdischer Demokrat aber so erniedrigt«, schrieb Münchens Oberbürgermeister Christian Ude 2004 als Begründung für die Ablehnung der Stolpersteinverlegung. Das Schicksal werde mit Füßen getreten, argumentiert die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die auch Präsidentin der Münchener Israelitischen Kultusgemeinde ist.
Ganz anders verhält es sich in Köln. Hier sind mittlerweile 1.400 dieser Messing-Namenstäfelchen verlegt worden. Viele Kölner sehen in ihnen die Möglichkeit, sich mit dem Schicksal der Personen auseinanderzusetzen, an die sie erinnern. Jugendliche initiieren Stolperstein-Verlegungen und sammeln Geld. Gleichzeitig erforschen sie den Lebenslauf und das Schicksal der Namensgeber.
Mit der Zunahme der Erinnerunsplaketten ist auch das Interesse gewachsen, mehr über die von den Nazis deportierten und verfolgten Menschen zu erfahren. Das Kölner NS-Dokumentationszentrum hat das Interesse aufgegriffen und die Daten von 1.400 Kölnern in eine Datenbank aufgenommen, die kürzlich vorgestellt wurde. Im Internet lassen sich unter www.nsdok.de jetzt Namen, Adressen, Stadtteile, Deportationsorte und Anlaß der Verfolgung recherchieren. In einem weiteren Schritt plant das NS-Dokumentationszentrum Fotos und Daten mit Kurzbiographien der Opfer sowie Informationen zu der Geschichte der Häuser, in denen sie gelebt haben, zu erstellen.
Inzwischen werden in ganz Deutschland weiter Stolpersteine verlegt. So unter anderem am 17. und 19. Juli im fränkischen Würzburg und Schnaittach. Die Daten der ermordeten Schnaittacher Juden hatten Schüler der neunten Klasse der Hauptschule mit Unterstützung des jüdischen Museums ermittelt.
Am 24. Juli werden Messingplatten in Bürgersteigen der thüringischen Stadt Suhl verlegt. Nach Nordhausen, Gotha und Bleicherode ist Suhl die vierte Stadt in Thüringen, die sich an dem 1996 bundesweit gestarteten Projekt des Kölner Bildhauers Gunther Demnig beteiligt. Inzwischen wurden nach Demnigs Angaben etwa 8.000 Stolpersteine in 160 Städten verlegt. hso
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