Serge Klarsfeld

Fünf Minuten mit Serge Klarsfeld über den Ägypter Faruk Hosni und die UNESCO

Herr Klarsfeld, der ägyptische Kulturminister Farouk Hosni ist der Spitzenkandidat für den Vorsitz der UNESCO. Hosni ist sehr umstritten: 2008 hat er gesagt, er würde eigenhändig alle hebräischen Bücher verbrennen, die sich in ägyptischen Bibliotheken befinden. Sie haben sich dennoch für ihn eingesetzt. Warum?
Er hat öffentlich seine Reue bekundet. Ich finde es ehrenwert, wenn jemand sich entschuldigt. Außerdem ist der Vorsitz der UNESCO ein sehr wichtiger Posten. Ich will nicht, dass jemand, der sich nicht offen gegen die Leugnung der Schoa einsetzt, ihn bekommt. Deshalb habe ich Hosni gebeten, eine entsprechende Erklärung abzugeben. Das hat er dann auch getan.

Glauben Sie, dass er das tatsächlich ernst gemeint hat?
Das weiß ich nicht. Das spielt auch keine große Rolle, denn er hat sich durch seine Erklärung verpflichtet. Israel und Frankreich haben, soweit ich weiß, auch nichts gegen seine Ernennung, nur die USA sind offenbar nicht sehr angetan. Wenn ich mir die anderen Bewerberländer, wie die baltischen Staaten oder Österreich, ansehe, dann bin ich für Ägypten. Im Vergleich zu denen haben die Ägypter keine Massaker an den Juden begangen. Außerdem unterstützt er das Land Israel heute und kann viel zu einer friedlichen Lösung im Nahostkonflikt beitragen.

Auch der jüdische Philosoph Bernard-Henri Lévy war empört über Hosnis Ernennung.
Ich schätze Bernard-Henri Lévy sehr. Aber er bezeichnet Hosni als »Kulturpolizisten«. Dem kann ich nicht zustimmen. Der Minister setzt sich für die Erhaltung der jüdischen Kultur in Ägypten ein. Er hat sich für seine Äußerungen entschuldigt. Wie viele Leute in Spitzenämtern tun das schon?

Wenn Muslime internationale Spitzenämter anstreben – schlägt ihnen dann seitens der jüdischen Gemeinschaft zu großes Misstrauen entgegen?
Das ist schwer zu sagen, weil es nicht viele Muslime in solchen Ämtern gibt. Aber in Anbetracht des Schicksals der Juden und der Bedrohungen denen sie ausgesetzt sind, ist es schon so, dass die Gemeinschaft sehr misstrauisch ist. Unter bestimmten Umständen sollte man jedoch Vertrauen haben. Deswegen habe ich Hosni gebeten zur Schoa Stellung zu beziehen, bevor ich ihm meine Unterstützung zusagte. Sie sehen, auch ich bin misstrauisch.

Was erwarten Sie konkret von Hosni?
Als Mitinitiator des Projekts »Aladin« zur Schoa-Aufklärung in der islamischen Welt wünsche ich mir, dass wir in muslimischen Ländern über den Holocaust informieren dürfen. Dafür erhoffe ich mir die Unterstützung von Farouk Hosni, sollte er gewählt werden.

Mit dem Pariser Anwalt sprach Iris Hartl.

Hamburg

Zehn Monate auf Bewährung nach mutmaßlich antisemitischem Angriff

Die 27-Jährige hatte ein Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt attackiert

 28.04.2025

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025