Michael Grünberg

Fünf Minuten mit Michael Grünberg über eine multireligiöse Grundschule in Osnabrück

Herr Grünberg, die katholische Kirche, die jüdische Gemeinde und der Verband der Muslime wollen ihre Kinder in eine interreligiöse Grundschule schicken. Wie ist die Idee entstanden?
Wir treffen uns regelmäßig und sprechen miteinander. In diesem Fall sind wir von Oberschulrat Winfried Verburg vom Bistum gefragt worden, wie wir zu einem Schulprojekt stehen, in dem muslimische, jüdische und katholische Kinder ganz bewusst zu-
sammen die Grundschule besuchen, und ob wir uns daran beteiligen würden.

Was wollen Sie mit dieser Schulform erreichen?
Das Wichtigste ist, Normalität zu schaffen. Für die Kinder muss es etwas ganz Normales sein, wenn sie in der Schule neben ei-
nem muslimischen oder jüdischen Kind sitzen, mit dem sie zusammen über ihre Feiertage oder über Ge- und Verbote in ih-
rer Religion sprechen können. Das soll zum Alltag gehören und nichts Besonderes mehr sein. So werden Angst und Vorurteile ge-
nommen. Ich bin davon überzeugt, dass Kinder, die diese Schule besuchen, das Erlernte in ihr Elternhaus hineintragen und somit zum Dialog und zum Verständnis beitragen.

Was wird dann das Besondere der Schule sein?
Im Unterricht sollen bewusst auch die Feste der anderen Religionen berücksichtigt werden, unter anderem indem die Kinder sie erklärt bekommen und zusammen feiern können. Zum Beispiel Purim. In den Nachmittagsstunden könnten sie sich darüber unterhalten, was Purim ist. Die Kinder verkleiden sich und bringen ihre Tradition den anderen Mitschülern spielerisch näher.

Gibt es schon konkrete Pläne, wie man das Projekt umsetzen möchte?
Man darf dabei nicht verkennen, dass es sich hier schon um eine bestehende Grundschule handelt. Dort wird ganz normal unterrichtet, wie an allen anderen Grundschulen auch. Auch der Religionsunterricht soll im neuen Schulkonzept für die einzelnen Konfessionen selbstverständlich ge-
trennt stattfinden. Die jüdischen Kinder haben bei einem Fachlehrer jüdischen Religionsunterricht, die muslimischen und die katholischen dementsprechend.

Warum beginnen Sie damit schon in der Grundschule?
Für mich ist diese Schulform nur die logische Konsequenz aus der Arbeit, die wir in den letzten Jahren geleistet haben. Wir sind im Moment gerade dabei, eine jüdische Kindergartengruppe in einem christlichen Kindergarten einzurichten. Ich bin mir sicher, dass die Eltern der kleinen Kinder, die diesen Kindergarten besucht haben, später ihre Kinder in unsere multireligiöse Grundschule schicken werden. So wachsen sie schon zusammen mit einem ganz anderen Verständnis füreinander auf.

Können Sie sich vorstellen, dass auch das Lehrerkollegium entsprechend religiös zusammengesetzt sein wird?
Das kann, muss aber nicht zwangsläufig so sein. Entsprechend unserer geringen Schülerzahl werden wir auch nur einen Religionslehrer haben, der nicht nur die Kleinen in den Klassen 1 bis 4 unterrichtet, sondern auch die anderen Gruppen. Für die allgemeine Lehrerschaft ist es nicht wichtig, ob sie jüdisch, katholisch oder muslimisch sind. Sie müssen natürlich eine positive Einstellung zu diesem interreligiösen Dialog haben.

Sollen religiöse Inhalte auch fächerübergreifend behandelt werden?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von der Grundschule sprechen, in der noch sehr viel in den musischen Fächern gearbeitet wird. So könnten etwa christliche, jüdische oder muslimische Themen im Musik-, Kunst- oder Sprachunterricht aufgegriffen werden.

Mit dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Osnabrück sprach Heide Sobotka.

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrormiliz Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025

Brandenburg

Beratungseinrichtung meldet mehr rechtsextreme Gewalt in Brandenburg

Der Verein »Opferperspektive« fordert Politik und Gesellschaft auf, entschieden zu handeln

 28.03.2025

USA

Michel Friedman: Trumps Krieg gegen Medien ist unerträglich

Der Publizist warnt vor den Angriffen des US-Präsidenten auf kritische Berichterstattung und akademische Freiheit

 28.03.2025

Bilanz

Beauftragter fordert Geld aus Sondervermögen für Gedenkstätten

Der Beauftragte für Sinti und Roma, Daimagüler, scheidet aus dem Amt. Bei der Vorlage seines Tätigkeitsberichts gibt er noch einige Empfehlungen für den künftigen Umgang mit der Minderheit

von Alexander Riedel  26.03.2025

Bundestag

Alterspräsident Gysi mahnt zu gegenseitigem Respekt

Der Linken-Politiker Gregor Gysi eröffnet die konstituierende Sitzung des neuen Bundestags. Er hat dabei eine ganze Menge zu sagen

 25.03.2025

Westjordanland

Oscar-prämierter Regisseur Ballal laut Augenzeugen von Siedlern verletzt

Anfang März noch stand Regisseur Hamdan Ballal bei der Oscar-Verleihung in L.A. im Blitzlichtgewitter. Nur drei Wochen später wird er laut Augenzeugen zusammengeschlagen

 25.03.2025

Israel

Bezalel Smotrich: 13 Wohnviertel sind nun Siedlungen

Durch die Erhebung zu eigenständigen Siedlungen kann die Regierung finanziell anders fördern

 23.03.2025

Jerusalem

Eklat um Konferenz: Herzog zieht die Notbremse

Israels Staatspräsident will anlässlich die zur Antisemitismuskonferenz geladenen rechtsradikalen Politiker aus Europa nicht empfangen

von Michael Thaidigsmann  20.03.2025

Washington

Trump ordnet Angriffe auf Huthi-Terrormiliz an

Huthi-Milizen greifen vom Jemen immer wieder Schiffe an. US-Präsident Trump reagiert mit Härte

 15.03.2025