Tora

Frucht der Freiheit

Schawuot ist das Fest der Offenbarung. Vor rund 3.600 Jahren gab Gott die Tora an sein Volk Israel. Das geschah – der biblischen Überlieferung zufolge – am Berg Sinai. Nun könnte man annehmen, dass der Ort, an dem Gott die Zehn Gebote verkündete, besonders heilig sei. Trotzdem pilgerten unsere Vorväter im Altertum immer nur nach Jerusalem. Warum? Weil nur in der Heiligen Stadt die Herrlichkeit Gottes – die Schechina – immer anwesend ist. Auf dem langen Weg aus Ägypten begleitete die Schechina die Kinder Israels, um sie in das Gelobte Land zu führen und zusammen mit ihnen für immer im Land zu bleiben.

Die Zeit in der Wüste und die Jahre der Wanderung spielen für uns Juden bis heute eine besondere Rolle. In dieser Zeit erhielt die Tora ihren festen Platz inmitten des Volkes und das Bewusstsein der Israeliten als freies Volk Gottes wurde geschärft.

Gleichwohl kann jedes Volk und jeder Mensch das Gefühl haben, dass diese Worte auch ihm ganz persönlich gegeben wurden und auch ihn direkt ansprechen. Er muss sich nur bereit erklären, die Botschaft zu hören und sie zu befolgen. Die Offenbarung Gottes ist keine exklusive Gabe an Israel, sondern die Botschaft für die ganze Menschheit.

Unsere Weisen haben immer die Tatsache betont, dass die Zehn Gebote, die Tora, uns in der Wüste und nicht in einem bewohnten Land übergeben wurden. Ebenso haben sie immer hevorgehoben, dass uns die Tora nicht im Heiligen Land, sondern im Sinai geschenkt wurde. Warum? Weil nach der Landnahme die Israeliten damit beschäftigt waren, das Land zu bebauen, die richtigen Kniffe der Landwirtschaft zu erlernen, die Städte zu besiedeln. Wer hätte damals Zeit für das Studium der Tora gehabt? Dagegen war die Zeit der Wanderungen in der Wüste voller Entbehrungen, was die materiellen Güter betraf, nahm das Volk jene göttliche Lehre bereitwillig auf, die ihre Lebensführung nachhaltig beeinflusste.

Schawuot ist, wie die meisten Feste unseres Volkes, ein Feiertag mit mehreren Aspekten. Es ist das Fest der Offenbarung. Dann ist es das Wochenfest, da wir diesen Feiertag am Ende der Omerzeit begehen, also sieben Wochen nach Pessach. Aus der biblischen Zeit stammt auch die Tradition des Erntedankfestes. Die Landwirte des Heiligen Landes dankten für die Gerstenernte. Dieses wichtige Getreide für das täglich Brot wurde zu dieser Jahreszeit gesammelt.

Später wurden zu Zeiten des Tempels auch die Erstlingsfrüchte des Landes nach Jerusalem gebracht. Darüber erzält uns die Mischna, die nachbiblische, mündliche Überlieferung: Die Einwohner weit entlegener Städte versammelten sich mit ihren Früchten. »Auf, lasst uns nach Zion hinaufziehen, zu dem Herrn, unserem Gott«, sangen sie einträchtig. Die in der Nähe Wohnenden brachten Feigen und Trauben. Wer weiter entfernt lebte, brachte dagegen getrocknete Früchte. Ein Ochse trug die frische Ernte mit einem Olivenkranz auf dem Haupt. Flötenspiel begleitete sie, bis sie in die Nähe von Jerusalem kamen.

Die Kohanim und Leviten liefen ihnen entgegen, und die Handwerker Jerusalems standen vor ihnen Spalier und begrüßten sie: »Unsere Brüder, ihr Leute aus eurem Ort. Ziehet in Frieden ein.« Sie zogen weiter, bis sie zum Har Habait, dem Tempelberg, gelangten. Dort angekommen, nahm selbst der König von Judäa seinen eigenen Korb auf die Schulter und schritt bis zur Tempelvorhalle. Dort angelangt, stimmten die Leviten den Psalmgesang an: »Danket dem Herren, denn Er ist gütig und ewig währet seine Gnade.« (Psalm 118,1)

Der Erntedank ist auch der Grund, warum an Schawuot das Buch Ruth gelesen wird. In diesem biblischen Buch wird erwähnt, dass Ruth und ihre Schwiegermutter, Naomi »zu Beginn der Gerstenernte in Beth-Lechem ankamen«. Ruth war eine Moabiterin, keine Jüdin. Sie hielt aber in bewundernswerter Weise die Treue zu ihrer jüdischen Schwiegermutter und versorgte sie bis zu ihrem Tode. Als Ruth von Naomi einst die Rückkehr nach Moab nahegelegt wurde, antwortete sie: »Wohin du gehst, da geh auch ich hin, wo du wohnen wirst, wohne ich auch. Dein Volk ist auch mein Volk, Dein Gott ist auch mein Gott!«

Sie wurde damit das Beispiel all derjenigen, die sich trotz widriger Umstände zum Judentum bekannten, und ohne dass man sie missioniert, bekehrt hatten. Ruth hat später wieder geheiratet. Ihr Enkel wurde der legendäre König der Juden, David, aus dessen Hause wir eines Tages das Kommen des Maschiach, des Gesalbten Gottes, für die leidende Welt erleben werden.

Schawuot: 5. Buch Moses 14,22 - 16,17

Berlin

Schimon Stein: Jüdisches Leben in Deutschland bleibt bedroht

»Der Schutz des jüdischen Lebens ist zum deutschen Mantra geworden«, so der Ex-Botschafter

 23.10.2024

Schloss Meseberg

Scholz dankt Katar für Vermittlung im Nahost-Krieg

Das Emirat ist Vermittler, gilt aber auch als Terror-Finanzier

 23.10.2024

Nahost

Baerbock macht sich in Beirut Bild der Lage

Die Außenministerin warnt vor »völliger Destabilisierung« des Libanon

 23.10.2024

Nahost-Krieg

London schränkt Waffenexporte nach Israel ein

Staatssekretärin Anneliese Dodds spricht von einer Begehung mutmaßlicher Kriegsverbrechen

 23.10.2024

Video

Was Sinwar kurz vor dem Überfall auf Israel machte

Die israelischen Streitkräfte haben Videomaterial veröffentlicht, das Yahya Sinwar am Vorabend des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 zeigt

 20.10.2024

Gaza

100.000 Dollar für jede lebende Geisel

Der Unternehmer und ehemalige Sodastream-CEO Daniel Birnbaum hat den »guten Menschen in Gaza« ein Angebot gemacht

 20.10.2024 Aktualisiert

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  24.10.2024 Aktualisiert

Baden-Württemberg

Jüdisches Mosaik in Karlsruhe beschädigt

War es ein Unfall, Vandalismus oder eine gezielte Tat?

 15.10.2024

80. Jahrestag

Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert an ermordete KZ-Häftlinge

Auch mehrere Kinder und Enkel von Opfern nahmen teil

 14.10.2024