Frankfurt am Main

Frauen auf die Bima!

von Elke Wittich

Er feiert Batmizwa? Ja, der Egalitäre Minjan der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main ist 12 Jahre alt. Um dieses Ereignis zu feiern, bereiteten neun Frauen unter Leitung von Rabbinerin Elisa Klapheck einen Schabbatmorgengottesdienst vor. Für alle seien diese zwölf Jahre eng verbunden gewesen mit einem intensiven Lernprozeß und einem neuen Erschließen der jüdischen Religion und Tradition, sagt Susanna Keval, die Initiatorin des Minjans. »Für uns haben sich in diesen zwölf Jahren neue Horizonte erschlossen und neue Felder eröffnet.«
Keval erinnert daran, daß die Gründung eng mit dem Abzug der US-Army zusammenhing. »Wir waren damals oft bei deren Gottesdiensten«, erzählt sie. Die Atmosphäre und die inhaltliche Tiefe dort hätten ihr sehr zugesagt. »Als die Amerikaner dann fort waren, hatte ich plötzlich keinen Ort mehr. Niemand gab mir die Erklärungen, nach denen es mich auf meiner Suche nach einem für mich authentischen religiösen Leben verlangte.«
Weil es anderen ähnlich erging, gründeten sie 1994 den Egalitären Minjan. Sie richteten ihn bewußt innerhalb der Einheitsgemeinde ein und etablierten ihn nicht als eigenständige Gemeinde. »Wir wußten, daß wir sehr behutsam vorgehen und einen langen Atem haben mußten«, beschreibt Susanna Keval die Anfänge der Betergemeinschaft.
»Orthodox kann es sein, liberal mag es sein, jüdisch muß es sein«, umreißt Dieter Graumann, Kultusdezernent der Frankfurter Gemeinde und Vizepräsident des Zentralrats der Juden, die Haltung der Frankfurter Gemeinde. »Der Egalitäre Minjan ist Teil unserer Gemeinde, nicht als Sonderfall, sondern als integraler Bestandteil«, sagt Graumann. Unter dem Dach der Einheitsgemeinde sei Platz für verschiedene Strömungen. »Diese kluge Politik von Ignatz Bubis verfolgen wir weiter.«
Bei ihrer Suche nach Möglichkeiten, den Gottesdienst neu zu gestalten, war für die Frauen und Männer des Egalitären Minjans auch das Israelitische Gesangbuch aus dem Jahr 1829 ein Vorbild. »So traditionsfeindlich, wie oft dargestellt, ist das liberale Judentum nämlich gar nicht«, sagt Walter Oswalt, dessen Urgroßvater schon das Gesangbuch benutzte. »Die Liturgie ist viel moderner als das, was wir heute im Egalitären Minjan machen«, betont er.
Die Vorbereitungen für die Batmizwa haben die Frauen sehr ernst genommen. Für einige sei es auch ein bißchen Ersatz für die eigene Batmizwa, die sie nicht hatten, erzählt Rabbinerin Elisa Klapheck.
Im kommenden Jahr wird der Egalitäre Minjan 13 Jahre alt – und feiert Barmizwa. Dann sind die Männer am Zuge.

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025

Gedenken

Mehr Menschen sollen sich Auschwitz anschauen

Wer einmal dort war, stelle sich die Frage, warum die Erinnerung wachgehalten werden muss, nicht, so Zentralratspräsident Schuster

 26.01.2025

Geisel-Abkommen

Scholz: Es müssen weitere Geiseln freikommen

Noch immer sind auch deutsche Staatsbürger in der Gewalt der Hamas

 25.01.2025