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young
Biochemikerin
erfand Wundermittel
gegen Falten
Nur sehr selten hat ein Wissenschaftler nach Abschluss der Doktorarbeit finanziell ausgesorgt. Doch die israelische Biochemikerin Orit Bossi könnte Glück gehabt ha-
ben: die Hebräische Universität in Jerusalem ist sich sicher, dass die 39-jährige Mutter von zwei Kindern bei ihrer Suche nach neuen kosmetischen Substanzen ein Wundermittel gegen Fältchen entdeckt hat. Er-
weist es sich auf der Haut als ebenso effektiv wie im Labor, wären die Patentrechte dafür Milliarden wert. Kaum ein Markt ist härter umkämpft und generiert weltweit mehr Umsatz als die kleinen Döschen, in denen Cremes zu oft horrenden Preisen verkauft werden. Aufgetragen auf die Haut, sollen sie Fältchen entweder verschwinden oder gar nicht erst entstehen lassen.
Der natürliche Alterungsprozess der Haut wird in erster Linie von freien Radikalen verursacht. Diese Moleküle, die beispielsweise durch Sonnenstrahlung entstehen, sind wahre Kosmetik-Bomben. Sie beschädigen alle Substanzen, mit denen sie in Kontakt kommen, bis sie von Antioxidationsmitteln entschärft werden. Deswegen enthalten moderne Cremes bekannte Antioxidationsmittel wie Vitamin C, Vitamin E oder ein Extrakt grünen Tees. Nachteil der bisher eingesetzten Mittel ist, dass ihre Wirkung auf der Haut rapide nachlässt und dass sich diese »Bombenentschärfer« nach wenigen Kontakten mit freien Radikalen verbrauchen.
Nicht so das neue Extrakt Bossis: »Es ist selbst unter Extrembedingungen stabil, und seine Kapazität, freie Radikale zu bekämpfen, ist um ein Vielfaches höher als alle bisher bekannten Mittel«, sagt die Biochemikerin. Das bis zur Patentvergabe ge-
heimgehaltene Extrakt einer israelischen Pflanze wirkt auch anderweitig, um den Alterungsprozess der Haut zu verlangsamen: »Bei den Experimenten stellten wir fest, dass der Wirkstoff den Abbau von Kollagen deutlich verlangsamt.« Kollagen ist der Baustein, der der Haut seine Elastizität und Struktur verleiht und das Wasser bindet, das die Haut jung und frisch aussehen lässt. Wird Kollagen abgebaut, altert die Haut.
Nachdem der natürliche Wirkstoff Bossis alle Allergietests bestanden hat, sucht man nun nach einem geeigneten Investor, um das Wundermittel erfolgreich zu vermarkten: »Wenn alles gutgeht, könnten wir unsere Creme innerhalb eines Jahres auf die Verkaufsregale stellen«, hofft Bossi. So lange möchte sie aber nicht warten: in einem klassischen Selbstversuch schmiert sie sich die Creme jeden Morgen aufs Ge-
sicht, nach eigenen Angaben mit hervorragendem Ergebnis. Doch insgeheim hegt Bossi weiterreichende Hoffnungen. So könnte ihr neuer Wirkstoff nicht nur den Alterungsprozess deutlich verlangsamen, sondern vielleicht sogar Hautkrebs vorbeugen. Bossis Wirkstoff agiert nicht nur oberflächlich, sondern auch innerhalb der Zellen, genau da, wo freie Radikale gefährliche Tumore entstehen lassen.
Nach fünf Jahren Hautforschung arbeitet Bossi nun an der Bar-Ilan Universität bei Tel Aviv am Alterungsprozess des Gehirns, um aus den Parallelen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Sie hat bereits einen Plan, sollte ihre Entdeckung ihr die erhofften Millionen einbringen: »Ich werde mein Labor mit den neuesten Forschungsgeräten ausstatten, denn ich will in erster Linie Menschen helfen, und dafür muss man noch viel entdecken.« Gil Yaron