Hans-Joachim Meyer

»Fernbleiben ist nicht hilfreich«

Herr Meyer, die Karfreitagsfürbitte belastet das jüdisch-christliche Verhältnis. Was unternimmt Ihre Organisation dagegen?
meyer: Es gibt bei uns seit über 30 Jahren den Gesprächskreis »Juden und Christen«, der wiederholt zu sensiblen Themen der christlich-jüdischen Beziehungen Stellung genommen hat. Wir haben uns mehrmals kritisch dazu geäußert, mit der Aufwertung des Tridentinischen Ritus auch an die frühere Karfreitagsfürbitte für die Juden anzuknüpfen. An dieser Position halten wir fest und bringen sie weiterhin ins Gespräch.

Einige jüdische Vertreter haben ihre Teilnahme am Katholikentag im Mai abgesagt. Was tun Sie, dass sich nicht noch weitere vom Dialog abwenden?
meyer: Ich bedauere die Absage, und ich respektiere die Entscheidung. Aber ich verstehe sie nicht, denn die jüdischen Vertreter kennen doch unser Engagement in dieser Angelegenheit. Ich kann nicht erkennen, dass ihr Fernbleiben in irgendeiner Weise hilfreich sein könnte. Wir bemühen uns weiterhin sensibel und geduldig um ein gutes Verhältnis zwischen Christen und Juden.

Was unternehmen Sie innerkatholisch gegen den neuen alten Geist in den Beziehungen zum Judentum?
meyer: Die Entscheidung des Papstes, den Tridentinischen Ritus wieder als außerordentlichen Ritus zuzulassen, wendet sich in keiner Weise gegen die guten christlich-jüdischen Beziehungen. Außerdem muss man die Proportionen beachten: Der Papst, die Bischöfe und fast alle katholischen Gemeinden haben am Karfreitag so gebetet, wie es 1970 im Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils festgelegt wurde und ja auch bei Juden Anerkennung gefunden hat. Das ist die reale Lage.

Die neue Karfreitagsfürbitte macht aber die Judenmission wieder salonfähig.
meyer: Kurienkardinal Walter Kasper hat vergangene Woche betont, dass es in der katholischen Kirche keine Judenmission gibt und auch nicht geben wird.

Wie wirkt sich das abgekühlte jüdisch-katholische Verhältnis auf das Programm des Katholikentags aus?
meyer: Wir werden den Katholikentag dafür nutzen, dass sich das christlich-jüdische Verhältnis positiv entwickelt. Dabei wollen wir den Fragen, die sich aus der neuen Karfreitagsfürbitte ergeben, nicht ausweichen.

Mit dem Präsidenten des Zentralkomitees der Katholiken sprach Tobias Kühn.

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025

Berlin

»Hans Rosenthal erinnert uns daran, dass jüdisches Leben zu Berlin gehört«

Der Regierende Bürgermeister: »Er überlebte die Schoa nur, weil ihn einige mutige Frauen aus Lichtenberg in einer Schrebergarten-Kolonie versteckten«

 01.04.2025