Fanprogramm
alternativ
Fußballbegeisterte
aus drei Ländern
besuchten Dachau
Eine Geschichtsstunde besonderer Art erlebten kürzlich Fußball-Fans aus England, Polen und Deutschland: Sie besuchten das ehemalige Konzentrationslager Dachau und die Gedenkstätte für die Widerstandsgruppe »Weiße Rose« in der Ludwig-Maximilians-Universität, wo sie auch Blumen und Kränze zum Gedenken niederlegten. Nach diesem besinnlichen Programm, das die meisten Teilnehmer zum Nachdenken anregte, traf sich ein Großteil von ihnen zu einem langen Abend mit Fernsehen, Essen, viel Spaß, aber auch einigen Gesprächen im Rückblick auf den Tag in der Vereinsanlage des jüdischen Sportclubs Maccabi München.
Der Hintergrund für dieses alternative Fanprogramm liegt schon einige Jahre zurück: Marc Perryman, Vorstand der Lon-donEnglandFans-Gruppe und Fanbeauftragter des Britischen Fußballverbandes, hatte 1998 anläßlich des Länderspiels Polen – England das ehemailge KZ Auschwitz besucht. Noch ganz unter diesem Eindruck kam er zurück ins Hotel, wo er auf Fans traf, die rechte Parolen schrien. Sein Entschluß stand fest: Aufklärung tut not. Unter dem Motto »Never forget« (Niemals vergessen) setzt er sich seither für Fußball ohne Rassismus und Antisemitismus ein.
Und das mit Erfolg. In München nahmen rund hundert Fußballfans das Angebot an. Sie hörten zunächst in Dachau Zeitzeugen zu: dem Vorsitzenden der Lager- gemeinschaft Dachau, Max Mannheimer, und Ernst Grube, der selbst einmal beim Fußballverein TSV 1860 München mitgespielt hat. Anschließend folgte eine Führung durch die Gedenkstätte und das ehemalige KZ in englischer und deutscher Sprache. Miryam Gümbel