Augsburg

Ex-Verfassungsrichter: AfD-Verbot denkbar

Udo di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts a. D. Foto: picture alliance/dpa

Teile der AfD sind nach Einschätzung des früheren Bundesverfassungsrichters Udo Di Fabio gefährlich. »Nicht nur, wenn sie unsere freiheitliche demokratische Grundordnung oder die verfassungsrechtliche Menschen- und Staatsbürgeridee verändern wollen, sondern auch, wenn sie zu starke Sympathien für eine ausländische feindliche Macht zeigen. Würden Staatsgeheimnisse noch sicher vor Putin gewahrt, wenn bestimmte Parteien in Regierungsverantwortung gelangten«, sagte Di Fabio der »Augsburger Allgemeinen«.

Ein Verbot der Partei hält Di Fabio unter bestimmten Umständen für denkbar, auch wenn die Hürde hoch sei. »Man muss der Partei eine aggressiv kämpferische Haltung gegen das demokratische System nachweisen, etwa aus ihrem Parteiprogramm heraus oder aus dem typischen, repräsentativen Verhalten ihrer Mitglieder. Ich weiß nicht, ob das bislang gesammelte Material dafür heute ausreicht.«

Wenn jedoch »der bislang zu beobachtende Vorgang der inneren Radikalisierung mit personellen Verbindungen zur Neonaziszene anhält, werden womöglich andere Einschätzungen näherliegen«. Di Fabio betonte, dass das Parteiverbotsverfahren ein »scharfes Schwert der wehrhaften Demokratie« bleibe.

Verhinderte Manipulationen

Auf die Frage, ob man Institutionen wie das Bundesverfassungsgericht besonders schützen solle für den Fall, dass die AfD in Regierungsämter komme, sagte Di Fabio: »Zuständigkeiten des Bundesverfassungsgerichts und auch Grundsätze des Wahlmodus stehen heute schon im Grundgesetz. Was dort nicht steht, ist die Länge der Amtszeit oder die Zweidrittelmehrheit, die erforderlich ist, um Verfassungsrichter durch Bundestag und Bundesrat zu wählen.«

Manipulationen könnten verhindert werden, wenn man die Amtszeit und die Altersgrenze von Verfassungsrichtern ins Grundgesetz schreibe, so der Experte. »Das Zwei-Drittel-Erfordernis für die Wahl würde ich dagegen nicht ins Grundgesetz aufnehmen.«

Der Jurist sagte mit Blick auf das Streitthema Migration, dass ein stabiler Staat eine personelle Kontrolle über sein Gebiet benötige. »Es gibt Menschenrechte mit Ansprüchen auf Schutz und Asyl, aber nicht auf unbegrenzte Einwanderung.« Es sei nicht richtig, dass in Zeiten der Globalisierung Grenzen nicht mehr kontrollierbar seien.

»Es droht gewiss keine »Umvolkung«, wie rechte Verschwörungstheorien das suggerieren wollen. Doch die Demokratie hat das Recht, die Bedingungen ihrer Hilfeleistung sittlich selbst zu bestimmen und eine wirtschaftlich motivierte Einwanderung, die wir ja brauchen, nach bestimmten Kriterien festzulegen und zu steuern.« kna

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Medien

Medienwissenschafter: Erleben Großangriff auf unabhängigen Journalismus

Der öffentliche Raum leide unter »sehr reichen, sehr mächtigen Journalismus-Verächtern«

 10.01.2025

USA

Mel Gibson: »Mein Zuhause sah aus wie Dresden«

Zahlreiche Stars sind von der gewaltigen Feuerkatastrophe in Kalifornien betroffen. Auch Mel Gibsons Haus fiel den Flammen zum Opfer. Nach antisemitischen Einlassungen in der Vergangenheit irritiert er nun einmal mehr mit unpassenden Vergleichen

 10.01.2025