von Matthias Dohmen
»Freunde, und von denen gibt es heute eine Menge«, begrüßte der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Leonid Goldberg, am 18. Mai in der neu erbauten Trauerhalle des neuen jüdischen Friedhofs an der Krummacherstraße die Gäste. Von einem »Freudentag in einer Trauerhalle« sprach gar der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung. Er würdigte die Eröffnung von Friedhof und Trauerhalle als »Schritt zur Normalität für die jüdische Gemeinde« und erweiterte den sprichwörtlich gewordenen Satz des Zentralratsvizes Salomon Korn: »Wer Synagogen und Friedhöfe baut, der will bleiben.« Als er Leonid Goldbergs »Hartnäckigkeit und Charme bei der Durchsetzung von Projekten« pries, erntete er Beifall auf offener Szene.
Wie wichtig ihnen dieser Anlass war, unterstrichen auch Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Architekt Hans Christoph Goedeking und eine Vertreterin des städtischen Gebäudemanagements. Darüber hinaus waren Gäste aus der israelischen Partnerstadt Beer Schewa und ihr Bürgermeisters Jakov Terner an die Wupper gekommen.
Die große Bedeutung von Friedhof und Trauerhaus im jüdischen Ritus unterstrich Rabbiner Aharon Vernikovsky: Ihr liege die Überzeugung zugrunde, dass der Verstorbene »auch nach seinem Tod Angehöriger der jüdischen Gemeinschaft bleiben wird«. Insofern sei die Gräberanlage »nicht nur Ruhestätte«. Wie man mit den Toten umgehe, sei der »echteste Maßstab für die Nächstenliebe«, sagte der Rabbiner. Nur wer die Verstorbenen ehrt, werde auch die Lebenden achten.
Ein neues ewiges Haus sei ein Symbol für eine lebende Gemeinde, die in den letzten Jahren enorm gewachsen sei und sich an diesem Ort »in Glaube, Leben, Leiden und Hoffnung« treffe, hob Petra Bosse-Huber hervor. Die Pfarrerin zitierte aus dem »Gebet« der in Wuppertal geborenen Dichterin Else Lasker-Schüler: »Ich suche allerlanden eine Stadt, die einen Engel an der Pforte hat.«
Anrührend war die kurze Rede des Architekten, der dem Vorsitzenden der Gemeinde, »ohne den das alles hier undenkbar wäre«, einen Blumenstrauß überreich- te. Goedeking, der auch die neue Barmer Synagoge entworfen hat, dankte besonders den Mitarbeitern der gemeinnützigen Gesellschaft Wichernhaus und dem Glaskünstler Udo Unterieser für ihren Einsatz. Das an der Stirnseite befindliche Fenster der Trauerhalle zeigt Ansichten von den 1938 zerstörten Synagogen in Elberfeld und Barmen sowie Solingen.
Die Trauerhalle steht auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei des evangelischen Friedhofs Krummacherstraße. Neben ihr befindet sich der Raum für die rituelle Waschung der Toten. Das Blau der hebräischen Inschriften auf den Wänden innen und außen verbindet sich mit dem Blau im großen »Himmelsfenster«. Auf 185 Quadratmetern ist Platz für etwa 2.000 Gräber. Die Kosten belaufen sich auf 350.000 Euro.