Moshe Sinai

»Es geht nicht um Städtepartnerschaft«

Herr Sinai, in der vergangenen Woche hat
die Nachricht Schlagzeilen gemacht, dass
Rosch Haayin und Dachau eine Städtepartnerschaft
anstreben (vgl. S. 4). Jetzt haben
Sie dies dementiert. Warum?
Es ging nie um eine Städtepartnerschaft. Wir
sprechen lediglich über einen möglichen Jugendaustausch.
Als ich im Sommer die KZGedenkstätte
Dachau besucht habe, war der
Oberbürgermeister der Stadt anwesend. Wir
haben uns bei dieser Gelegenheit über die
Notwendigkeit der Erinnerung an die Geschichte
und die Bekämpfung des aktuellen
Antisemitismus ausgetauscht. Es entstand
die Idee, dass Jugendliche aus Rosch Haayin
das ehemalige Konzentrationslager Dachau
besuchen und junge Leute aus beiden Städten
sich kennenlernen könnten.
Also keine Städtepartnerschaft?
Es gibt kein Abkommen, wir haben nichts unterschrieben.
Es geht um eine Zusammenarbeit
in bestimmten Bereichen wie Schule,
Jugend und Kultur.
Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf
Dachau?
Ich denke, dass es keinen Unterschied gibt
zwischen Kindern und Jugendlichen aus Berlin,
München oder Dachau. Sie sind erst nach
dem Krieg geboren und somit für das Geschehene,
für die Schoa nicht verantwortlich.
Wir betonen immer wieder, wie eng die
deutsch-israelischen Beziehungen inzwischen
sind. Und da sollen wir deutschen Jugendlichen,
die uns die Hand reichen, sagen, dass
wir mit ihnen nichts zu tun haben wollen, nur,
weil sie aus einer bestimmten Stadt kommen?
Sollen wir Orte in Deutschland danach unterscheiden,
ob dort mehr oder weniger Juden
umgebracht wurden? Sollen wir uns denen
verweigern, die aus der Geschichte gelernt haben
und im positiven Sinne den Kontakt suchen?
Das wäre sehr unjüdisch.
Aber ist es nicht verständlich, dass der Name
Dachau besondere Gefühle auslöst?
Natürlich, das kann ich sehr gut nachvollziehen.
Ich komme aus einer Familie von Holocaust-
Überlebenden. Gerade deshalb bin ich
auch der Auffassung, dass man junge Menschen
zusammenbringen sollte, um gemeinsam
gegen Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus vorzugehen.
In Israel gab es viele kritische Stimmen.
Haben Sie damit gerechnet?
Die Reaktionen haben mich durchaus überrascht.
Denn wir reden hier zwar über Dialog
und Toleranz. Dennoch fehlt die grundsätzliche
Bereitschaft, richtig zuzuhören. Es wurde
auf Schlagzeilen und nicht auf Tatsachen reagiert.
Das scheint ein Phänomen der israelischen
Gesellschaft zu sein. Gleichzeitig habe
ich aber auch viel Unterstützung erhalten.
Rosch Haayin ist eine Stadt, die alle Kulturen
verbindet. Hier gibt es Sefarden und Aschkenasim,
Juden aus dem Jemen, Indien, Polen
und Äthiopien. Gerade weil wir das Prinzip
des Miteinanders und der Toleranz leben, dürfen
wir nicht zulassen, dass Menschen nach
ihrer Herkunft beurteilt werden.

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024