von Chris Meyer
Als David als kleiner Junge erst sang und anschließend sprechen lernte, da wurde seine Mutter stutzig. Schon damals hatte sie den Verdacht, dass ihr zweiter Sohn überdurchschnittlich musikalisch sein könnte. »Dann soll er auch ein Instrument lernen«, beschloss sie. Und um jemanden zum ge-
meinsamen Musizieren zu haben, sollte auch der ältere Bruder Marlen eines lernen. Mittlerweile sind die beiden 14 und 16 Jahre alt und haben gerade den Landeswettbewerb »Jugend musiziert« gewonnen.
David Malaev hat bereits Auftritte als Geigensolist mit Orchestern hinter sich und zeigt stolz den Mitschnitt auf dem Bildschirm in seinem Zimmer zu Hause. Gelassen stand er auf der Bühne und spielte Vivaldis Jahreszeiten auswendig. Etwa zwei Stunden am Tag übt er heute. »Technisch bin ich noch längst nicht fertig«, meint der 14-Jährige. Er könne immer noch vieles dazulernen. Auch sein Bruder Marlen übt mehrere Stunden am Tag – er muss am Klavier sein Pensum erfüllen. Schon frühzeitig seien sie von ihren Instrumenten und der Musik fasziniert ge-
wesen. Als sie fünf und sieben Jahre alt waren, gaben sie bereits ihr erstes Konzert im Jüdischen Gemeindehaus an der Fasa-nenstraße.
Seit mehreren Jahren ist David Jung-
student am renommierten Stern-Institut, das nur musikalisch hochbegabte Kinder aufnimmt und erhält auch noch Unter-
stützung durch die Internationale Musik-
akademie zur Förderung Hochbegabter. Außerdem besucht er das Musikgymna-
sium Carl-Philipp-Emanuel-Bach. Seine Vorbilder sind die Violinvirtuosen Anne Sophie Mutter und Nigel Kennedy. »Ich habe die Hoffnung, dass auch er ein sehr guter Geiger werden kann«, sagt seine Lehrerin Marianne Boettcher vom Stern-Institut. Auch Marlen, der die 11. Klasse der Jüdischen Oberschule besucht, erhält dort seit drei Jahren seinen musikalischen Unterricht. »Ich habe dort eine sehr gute Lehrerin und lerne viel«, sagt er und zeigt seine Noten. Von denen ist nur noch wenig zu erkennen, da mit Farbstiften viele Stellen markiert sind. Marlen hat auch ohne seinen Bruder bereits beim Wettbewerb »Jugend musiziert« einen ersten Preis ge-
wonnen. »Die klassische Musik ist genau mein Ding«, sagt er. Dabei bevorzugt er die Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Liszt und Chopin. Aber er hört auch gerne Musik von Michael Jackson und spielt begeistert Tischtennis.
Woher sie ihre Musikalität haben, weiß keiner in der Familie. Ihr Vater ist Gold-
schmied – und es gab keine Musiker bisher in ihrer Familie. Allerdings spielen neben David und Marlen auch die weiteren Geschwister Lisa, elf Jahre, und Gabriel, sechs Jahre, Geige.
Das letzte gemeinsame Konzert von Marlen und David liegt noch gar nicht lange zurück. Sie traten als Duo bei der Ge-
burtstagsfeier von Ex-Bundespräsident Roman Herzog auf – und begeisterten ihre Zuhörer. Ende Mai wird es wieder ernst für die beiden, weil sie dann beim Bundeswettbewerb von »Jugend musiziert« in Essen dabei sein werden. »Gute Chancen haben sie«, meint Marianne Boettcher.