Im Streit über Entschädigungen für das Olympia-Attentat 1972 steuern die Verhandlungen zwischen der Bundesregierung und Angehörigen der israelischen Opfer offenbar auf eine Einigung zu.
Im Raum steht ein deutsches Angebot, den Hinterbliebenen ungefähr 28 Millionen Euro zu zahlen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag aus Verhandlungskreisen erfuhr. Zuvor hatten die »Süddeutsche Zeitung« und der »Stern« darüber berichtet. Laut »Stern« sollen mehr als 20 Millionen Euro der Summe aus Bundesmitteln kommen und der Rest von Bayern und der Stadt München.
Zuvor hatte die Witwe des bei dem Attentat getöteten israelischen Fechttrainers André Spitzer, Ankie Spitzer, die Hoffnung auf einen positiven Ausgang geäußert. Die Verhandlungen seien noch im Gange, sagte Spitzer der dpa. Im Fall einer Einigung sei eine Teilnahme der Hinterbliebenen an der Gedenkfeier in München am 5. September noch möglich.
Am kommenden Montag - dem 50. Jahrestag des Attentats - soll den Ermordeten in München gedacht werden. Doch Opferfamilien haben zum Boykott der Veranstaltung aufgerufen. Sie halten den Umgang mit dem Attentat für ebenso unzureichend wie die bisher gezahlte Entschädigung. Stattdessen wollen sie an einem offiziellen Gedenken am 21. September in Israel teilnehmen - dem 50. Jahrestag des Attentats nach dem hebräischen Kalender.
Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen bei den Olympischen Spielen in München die israelische Mannschaft überfallen. Elf Mitglieder des Teams und ein Polizist wurden getötet. Die Sicherheitsvorkehrungen galten als mangelhaft, ein Befreiungsversuch der deutschen Einsatzkräfte endete katastrophal. Um eine angemessene Entschädigung für die Hinterbliebenen der Opfer des Attentats wird seit Jahrzehnten gerungen. Sie fordern auch eine Entschuldigung.
1972 und 2002 hatte Deutschland rund 4,6 Millionen Euro als humanitäre Geste für die Betroffenen gezahlt. Hinzu kamen rund eine halbe Million Euro des Nationalen Olympischen Komitees und Spenden des Deutschen Roten Kreuzes. 1994 forderten Opferfamilien vor Gericht 40 Millionen Mark (rund 20,45 Millionen Euro) Schadenersatz und begründeten dies mit massiven Fehlern während des Polizeieinsatzes. Die Klage scheiterte wegen Verjährung.
Spitzer betonte, entgegen Medienberichten hätten die Opferfamilien ihre Forderung nicht reduziert. Sie hätten ein ganz klares Minimum genannt. »Wenn nicht, dann gibt es eben keine Einigung«, sagte Spitzer. Eine konkrete Summe wollte sie aber nicht nennen.
Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, kommentierte die möglicherweise bevorstehende Einigung: »Ich hoffe, dass das nun wirklich zusammenkommt und man das durch deutsches Knausern nicht am Ende noch verstolpert«, schrieb er auf Twitter. dpa