José Cohen

Einfach umwerfend

von Sabine Brandes

Er ist der Traum vieler israelischee Frauen. Und der ihrer Mütter. José Cohen hat alles, was den idealen jüdischen Schwiegersohn ausmacht. Er ist groß, gut gebaut, erfolgreich, klug, sieht umwerfend aus – und ist Arzt. Dazu ist der 39jährige so sympathisch, daß es einem glatt die Sprache verschlägt.
»Diese Augen...« Auch Dworah, Krankenschwester am Hadassah-Hospital Ein Kerem, gerät ins Schwärmen. »Einfach umwerfend.« Doch die Augen des Frauenschwarms sind momentan lediglich auf einen gerichtet: den schwerkranken Regierungschef Israels. Cohen ist Neurochirurg an dem Jerusalemer Krankenhaus. Er gehört zum medizinischen Team, das die drei Gehirnoperationen an Ariel Scharon vornahm und ihn rund um die Uhr betreut. Damit ist der junge Arzt nicht nur mit verantwortlich für das Schicksal des berühmten Patienten, sondern auch für das des Landes, das er erst vor vier Jahren als seine Heimat gewählt hat.
Geboren wurde er 1966 in Rosario, der drittgrößten Stadt Argentiniens. Seine Eltern schickten ihn auf die Bialik-Schule, wo er Hebräisch lernte und eine intensive zionistische Bildung erhielt. Seit 2002 arbeitet er für Hadassah, nachdem er ein Jahr zuvor Alija gemacht hatte. Doch Cohen ist kein gewöhnlicher Arzt, sondern gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Er gründete die Spezialeinheit für endovaskuläre Neurochirurgie zur Behandlung von Durchblutungsstörungen und Gehirnproblemen. Seitdem ist das Hospital zu einer führenden Einrichtung auf diesem Gebiet geworden, er selbst gilt heute als größter Experte in Israel im Bereich des Schlaganfalls. Mit einer Rufbereitschaft rund um die Uhr. Zudem ist Cohen ein Pionier der sogenannten Vertebroplastik-Technik zur Rekonstruktion von Rückgrat-Wirbeln. Seinen Doktortitel erhielt er 1990 in Argentinien mit Magna cum laude. 1990 bis 1996 spezialisierte er sich in seinem Heimatland auf Neurochirurgie.
Felix Umansky, Leiter der neurochirurgischen Abteilung, und selbst ursprünglich aus Rosario, hatte Cohen während einer Konferenz kennengelernt und ihn überredet, mit ihm zu arbeiten. Cohen kam – und wurde durch die Erkrankung Scharons praktisch über Nacht in einen riesigen Medienwirbel katapultiert. Eine nicht nur angenehme Erfahrung. Denn die Ärzte Scharons waren in den vergangenen Tagen auch harscher Kritik ausgesetzt. Hauptsächlich aus medizinischen Kreisen außerhalb des Krankenhauses wurde die Qualität der Behandlung des Ministerpräsidenten angezweifelt, der bereits im vergangenen Monat einen leichten Schlaganfall erlitten hatte. Es war die Rede von schädlicher »Überbehandlung«. Ärzte hinterfragten insbesondere den Einsatz blutverdünnender Mittel, die möglicherweise die massiven Blutungen erst ausgelöst haben. Joram Blachar, Vorstandsvorsitzender der Ärztevereinigung Israels, jedoch schalt die Kritiker öffentlich: »Das sind eifersüchtige Kollegen, die es Hadassah heimzahlen wollen.« Diese Spekulationen beruhen auf unvollständigen Informationen und würden gar nichts zur Gesundung des Premierministers beitragen.
Während eines Fernsehinterviews vergangene Woche sprach Cohen in perfektem Hebräisch und fast ohne Akzent über seine Arbeit und Scharons Zustand. Er äußerte sich bewundernd über den Premier: »Er ist ein sehr starker Mann und verfügt über außergewöhnlich kämpferische Eigenschaften.« Scharon bekomme die beste Behandlung. Der Arzt warb jedoch vor allem für die menschliche Seite. »Man sollte ihn jetzt nicht nur als Politiker sehen und ständig fragen, ob und wann er wieder regieren wird. In erster Linie soll er wieder gesund werden.«
»Ich war wie elektrisiert, als ich ihn im Fernsehen sah«, erzählt Orly Shem-Tov mit breitem Lächeln auf den Lippen. »Er ist ein außergewöhnlich attraktiver Mann. Und er ist so charmant und bescheiden.« Ihre Freundin Hila Weiss stimmt zu. »Ich kann gar nicht glauben, daß er noch nicht vergeben ist. Die Frauen in seiner Nähe müssen sich doch um ihn reißen.« Tun sie auch, weiß Krankenschwester Dworah. »Es gibt viele bei uns, die sich regelrecht nach ihm verzehren. Ich bin mir sicher, er ist der begehrteste Junggeselle im ganzen Krankenhaus. Wenn jetzt nicht gar im ganzen Land.« Ein Prädikat, das Cohen sicher eher die Schamesröte als ein kokettes Lachen ins Gesicht treibt. Denn Bescheidenheit scheint eine seiner ausgeprägtesten Charaktereigenschaften zu sein. Seine hochkomplexe Arbeit vergleicht er mit der eines Installateurs und lebt mit 39 Jahren noch im Studentenwohnheim. Auf die Frage nach dem Warum des Nachrichten-Moderators meinte Cohen nur: »Weil es einfach bequem ist.«
Privates ließ sich der Arzt kaum entlocken. Weder, welchen Hobbys er nachgeht, noch, ob er entgegen Vermutungen doch in festen Händen ist. Er gab lediglich zu, manchmal gern Fußball zu schauen und sich eher für argentinische als israelische Mannschaften zu begeistern. Gerüchte über eine Liaison mit einer Journalistin bestätigte er nicht. »Ich will nur meine Arbeit machen«, sagte er wiederholt. So gern ihn die israelischen Frauen auch sehen – die Scheinwerfer auf seine grünen Augen gerichtet – er selbst scheint sich verborgen hinter OP-Maske und Haube am allerwohlsten zu fühlen.

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