Wladyslaw Bartoszewski

»Einer der sichersten Verbündeten Israels«

Herr Bartoszewski, wie beurteilen Sie die polnisch-jüdischen und polnisch-israelischen Beziehungen nach der Diskussion über Jan Gross’ Buch »Angst«, in dem es um den Antisemitismus nach 1945 geht?
bartoszewski: Ich würde das Wissen der Gesellschaft in dieser Frage nicht auf das Erscheinen von ein oder zwei Büchern reduzieren, die nur wenige lesen. Es ist für die Polen heute wichtiger zu wissen, dass der Staat Israel Polen als seinen sichersten Verbündeten in der EU ansieht, dass Polen das einzige Land ist, in dem es keine islamistischen Bewegungen gibt und das neben Großbritannien als einziges EU-Land im Irak kämpft.

Hat sich die Situation der Juden in Polen verbessert?
bartoszewski: Sie hat sich sehr verbessert. In Polen unternimmt man große Anstrengungen, die Relikte jüdischer Kultur im Land zu erhalten und wiederzubeleben, obwohl es nur noch wenige Menschen gibt, die jüdisch sind oder jüdisches Bewusstsein haben.

Sind jüdische Organisationen in den vergangenen Jahren aktiver geworden?
bartoszewski: Organisationen wie etwa die »Kinder des Holocaust« arbeiten sehr aktiv, in den Konfessionsgemeinden sind rund 2.000 Mitglieder registriert. Viele Juden sind nicht organisiert, bekennen sich heute aber wieder zu ihren Wurzeln. Sie haben angesehene Berufe, sind Musiker, Schauspieler, Journalisten. Das alles bildet psychologisch das Bewusstsein der polnischen Gesellschaft. Es sind gerade nicht Bücher oder Aussagen von extrem rechts eingestellten Priestern. Apropos: Wenn unser Papst noch leben würde, würde er sie alle abkanzeln.

Warschau plant ein Gesetz zur Entschädigung der von deutschen Nazis und polnischen Kommunisten enteigneten Opfer (vgl. S. 7). Wird sich das auf das polnisch-jüdische Verhältnis auswirken?
bartoszewski: In den meisten Fällen geht es nicht um Entschädigung. Das geplante Gesetz ist eines über Genugtuung – das ist schon ein Unterschied. Es verhält sich zudem so, dass Polen viele Gebiete im Osten verloren hat, in denen vor dem Krieg polnische Juden gelebt haben. Warschau, wo vor 1939 jeder dritte Einwohner Jude war, wird aber von diesem Gesetz nicht erfasst.

Mit dem Historiker und außenpolitischen Berater von Polens Premier Donald Tusk sprachen Jan und Katarzyna Opielka.

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025