Düsseldorf

Eine Verbeugung vor den Toten

Die Arbeiten von Gunter Demnig hat jeder schon einmal irgendwo gesehen. 20.400 sogenannte Stolpersteine hat der Kölner Bildhauer im In- und Ausland bereits verlegt: Zehn mal zehn Zentimeter große, mit Namen und Daten versehene Messingplaketten im Bürgersteig vor Häusern eingelassen, in denen Opfer des NS-Regimes vor ihrer Verschleppung und Ermordung gelebt haben. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf zeichnete den 1947 geborenen Künstler dafür am 23. September mit der Josef-Neuberger-Medaille aus – durchaus im Wissen, dass die Gedenksteine unter den deutschen Juden umstritten sind.
Die Gemeinde verleiht die Medaille seit 1991 jährlich an nichtjüdische Menschen, »die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben«. Preisträgerin im vergangenen Jahr war Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zu der Verleihung in der Synagoge durch Ruth Rubinstein und Oded Horowitz vom Gemeindevorstand waren auch Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev und Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers gekommen. Der unermüdliche Dem-
nig hatte die Reise in die Landeshauptstadt gleich mit dem Verlegen von 19 weiteren Stolpersteinen verbunden und war an
schließend in der für ihn typischen Kleidung mit Hut, Lederweste und rotem Halstuch zur Feier gekommen.
»Jeder Stolperstein entreißt den Namen eines Ermordeten dem Vergessen«, unterstrich Juan-Miguel Strauss, Geschäftsführer der Gemeinde, der Demnigs Idee »genial einfach« findet. »Wer die Stolpersteine sieht, wird gezwungen nachzudenken«, ergänzte Laudator Werner Schäfke, ehemaliger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, der sich gegenüber der Kölner Politik und Verwaltung dafür eingesetzt hatte, dass der Bildhauer überhaupt die Erlaubnis erhielt, in der Domstadt seine Messingplaketten zu verlegen. Schäfke hob hervor, dass Menschen so daran erinnert werden, »dass das Geschehen nicht im Museum passiert ist«, sondern in ihrer Straße.
Demnig dankte für die Anerkennung. Er merkte jedoch an, dass er ohne die Unterstützung vor Ort gar nichts machen könne. Das Projekt werde von Bürgern getragen, die sich für die Geschichte der Getöteten ihres Ortes interessierten und Patenschaften für die Tafeln übernehmen.
»Sechs Millionen Ermordete bleibt eine abstrakte Größe. Aber das Schicksal einer Familie, das kann man sich vorstellen. Davon bleibt etwas hängen.« Besonders berührt ihn, wenn Hinterbliebene von weit-
her kommen, um die Stolpersteine aufzusuchen. Er sehe die Tafeln nicht als Grabstein-Ersatz. Ein Nachkomme habe ihm einmal gesagt: »Für mich sind das Schlusssteine«. Das Wissen, dass es die blank polierten Plaketten gibt, habe diesem Menschen geholfen, in seiner Beziehung zu Deutschland einen neuen Anfang zu machen. Der Kölner Künstler enthüllte auch einen Nebeneffekt seiner Aktion: »Wer den Text lesen will, muss eine Verbeugung machen«. An die Verleihung schloss sich der Jahresempfang der Ge-
meinde im renovierten und erweiterten Leo-Baeck-Saal an. Jan Popp-Sewing

Erfurt

Israelischer Botschafter besucht Thüringen

Botschafter Ron Prosor wird am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Thüringen erwartet

 15.03.2025

Berlin

Antisemitische Farbschmiererei an Hauswand in Berlin-Mitte

Die Gedenktafel in der Max-Beer-Straße ist Siegfried Lehmann (1892-1958) gewidmet

 14.03.2025

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025