Herr Schmidt-Jortzig, vergangene Woche hat sich der Deutsche Ethikrat konstituiert. Worin unterscheidet er sich vom bisherigen Nationalen Ethikrat?
schmidt-jortzig: Formal darin, dass er eine gesetzliche Grundlage hat und das Berufungsverfahren für die 26 Mitglieder festgelegt ist: Die eine Hälfte wird vom Parlament, die andere von der Regierung benannt.
Gibt es personelle Veränderungen?
schmidt-jortzig: Etwa zwei Drittel der Mitglieder gehörten schon dem alten Ethikrat an.
Weder im alten noch im neuen Ethikrat sind Rabbiner oder andere jüdische Vertreter repräsentiert. Gab es niemanden, der geeignet war, oder hat man schlicht nicht daran gedacht?
schmidt-jortzig: Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen. Die Mitglieder sind in einem langwierigen Verfahren nominiert worden. Man kann in der Tat fragen – was gesellschaftliche Repräsentanz betrifft –, ob das nun das Optimum ist. Es gibt ja auch keinen muslimischen Vertreter. Ich weiß nicht, ob unter den Mitgliedern jemand mit jüdischem Glauben ist. Jedenfalls nicht amtlich.
Würden Sie es denn begrüßen, wenn es eine offizielle jüdische Stimme gäbe?
schmidt-jortzig: Im Prinzip ja, nicht zuletzt, was die Fragen der Lebenswissenschaften, die Würdegarantie und den Umgang mit Embryonen angeht. Der Ethikrat ist aber auch noch ein Experiment, mal sehen, wie sich das bewährt. Ich kann mir schon vorstellen, dass es noch Änderungen auf gesetzlicher Ebene gibt.
Würden Sie die mittragen?
schmidt-jortzig: Auf jeden Fall. Man kann es natürlich umgekehrt auch problematisch finden, dass überhaupt aus den christlichen Religionsgemeinschaften jemand von Amts wegen vertreten sein muss, also jeweils ein Bischof. Dann müssten auch andere das Recht dazu haben. Ob die jetzige Zusammensetzung unter Repräsentanzgesichtspunkten das Optimum ist, lässt sich bezweifeln.
Also sollte es gar keine religiösen Stimmen im Ethikrat geben?
schmidt-jortzig: Doch, der persönliche Glaubenshintergrund des einzelnen Mitglieds ist etwas ganz anderes. Wir haben zum Beispiel einen katholischen Moraltheologen, der aber als Person argumentiert und nicht qua Amt. Das finde ich okay.
Mit dem Vorsitzenden des Deutschen
Ethikrats sprach Ingo Way.