Zentralrat

»Eine absolute Minderheitenposition«

»Eine absolute
Minderheitenposition«

Dieter Graumann über
Israel-Kritik aus dem Zentralrat

Herr Graumann, das Mitglied des Direktoriums des Zentralrats, Rolf Verleger, hat »Israels Gewaltpolitik« heftig kritisiert. Zudem hat er an der loyalen Haltung des Zentralrats gegenüber Israel Kritik geübt. Wie bewerten Sie diese Äußerungen?
graumann: Ich empfinde Ärger und Scham. Natürlich gibt es innerhalb der Gremien des Zentralrats Meinungsfreiheit. Dazu gehört das Recht, eine abweichende, sogar auch schädliche Position zu haben. Das muß man ertragen. Aber in diesem Fall ist es besonders schwer.

Steht Herr Verleger mit seiner Meinung im Zentralrat alleine?
graumann: Er vertritt eine absolute Minderheitenposition. Ich bin ganz sicher: 99 Prozent der Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft befürworten gerade in dieser Lage, daß der Zentralrat solidarisch mit den Menschen in Israel ist.

Und wie fallen die Reaktionen im Präsidium und Direktorium des Zentralrats aus?
graumann: Hier stößt Herr Verleger mit seiner Position auf einhellige Ablehnung und auf heftige Empörung. Daß die Todfeinde Israels sich nun auch auf eine Stimme aus dem Führungsgremium des Zentralrats berufen können, das ist schädlich für uns alle. Lassen Sie mich offen sagen: Ich halte das für eine Schande.

Die Medien berichten ausführlich. Wird der Vorgang überbewertet?
graumann: Ganz sicher. Wir sehen, daß manche Medien auf eine solche Stimme nur gewartet haben. Er mußte sich doch im klaren darüber sein, daß seine Meinung genutzt, ge-
braucht und auch mißbraucht wird, zum Schaden der jüdischen Sache. Das werfe ich ihm vor.

Schadet es der jüdischen Sache, wenn sich Juden in Deutschland kritisch mit der Politik der Jerusalemer Regierung auseinandersetzen?
graumann: Wir sind doch nicht die Vertretung der israelischen Regierung. Das werden, das wollen wir auch niemals sein. Aber in der Stunde der Not stehen wir sehr geschlossen an der Seite der Menschen in Israel. Der jüdische Staat ist angegriffen worden. Israel wird das Existenzrecht streitig gemacht, von der Hisbollah und dem verbrecherischen Regime in Teheran. Die Menschen in Israel können sich auf die Solidarität der Juden in Deutschland fest verlassen. Wenn sogar prominente Friedensaktivisten wie Amos Oz und andere diese Linie unterstützten – wer ist dann Herr Verleger, der meint, besser zu sein und alles besser zu wissen?

Mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats sprach Detlef David Kauschke.

Kultur

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