»Ein weltweit einmaliges Gremium«
Nathan Kalmanowicz über
ein Jahr Rabbinatskomitee
Herr Kalmanowicz, seit gut einem Jahr ist das Rabbinatskomitee als höchstes Gremium der Deutschen Rabbinerkonferenz im Amt. Wie fällt ihr Fazit aus?
kalmanowicz: Positiv, weil sich die Arbeitsteilung als möglich erweist. Hier sitzen – und das ist weltweit einmalig – liberale und orthodoxe Rabbiner an einem Tisch und bilden ein funktionierendes Gremium. Und die Aufgaben sind verteilt. Die Vertreter der liberalen Seite – der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) – sind zum Beispiel stärker an Fragen des christlich-jüdischen Dialogs beteiligt. Die orthodoxe Seite – die Mitglieder der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) – sind unter anderem stärker mit Fragen der Kaschrut beschäftigt. Trotz mancher Unkenrufe und Warnungen ist es also sehr wohl möglich, beide Seiten unter ein Dach zu bringen.
Wer kann ordentliches Mitglied der ARK und ORD werden?
kalmanowicz: Dort kann Mitglied werden, wer auch der Deutschen Rabbinerkonferenz angehört. Und dort wird nur Mitglied, wer als Rabbiner bei einer Gemeinde angestellt ist, die direkt oder über einen Landesverband dem Zentralrat der Juden angeschlossen ist.
Damit lassen Sie zum Beispiel die Chabad-Rabbiner außen vor.
kalmanowicz: Ganz richtig. Wenn sie nicht als Gemeinderabbiner fungieren, können sie nicht ordentliche Mitglieder der Rabbinerkonferenz sein. Dies gilt auch für Rabbiner anderer internationaler Organisationen. Soweit sie für Juden in Deutschland Positives bewirken, werden wir gerne mit ihnen kooperieren, unabhängig davon, ob sie eine orthodoxe, liberale oder reformierte Bewegung vertreten. Der Zentralrat unterstützt zum Beispiel die Ausbildungsstätte der Lauder-Foundation in Berlin und das Geiger-Kolleg in Potsdam.
Die Mehrheit der Rabbiner in Deutschland ist orthodox, haben sie auch mehr Einfluß in den Gremien?
kalmanowicz: Der Zentralrat hat dafür gesorgt, daß ein paritätisches Verhältnis im Vorstand der Rabbinerkonferenz, also dem Rabbinatskomitee, herrscht. Im jährlichen Rhythmus wechselt hier auch der Vorsitzende und der Stellvertreter (vgl. S.19). Das ist unerläßlich, weil der Zentralrat damit den Grundstein für eine langjährige Zusammenarbeit gelegt hat. Im Moment ist die orthodoxe Seite fraglos zahlreicher vertreten, dies kann sich in Zukunft ändern. Es sollen aber stets beide Seiten vertreten sein.
Mit dem Kultusdezernenten des Zentralrats der Juden sprach Detlef David Kauschke.