Der diesjährige Preisträger des Scopus Award, den der Freundeskreis der Hebräischen Universität Jerusalem in der vergangenen Woche verliehen hat, heißt Josef Joffe. Im Kaisersaal der Münchner Residenz überreichten Ron Jakubowicz als Präsident des Freundeskreises und Carmi Gillon als Vizepräsident der Hebräischen Universität die Auszeichnung an Joffe. Die Preisverleihung, die unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Annette Schawan steht, zog Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft an.
Humanist Josef Joffe ist Publizist und Mitglied im Herausgebergremium der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Aufgewachsen in Berlin, wurde er nach seinem Studium in den USA zu einem der führenden deutschen Journalisten und Experten für Außenpolitik. Joffe, so Ron Jakubowicz, ist einer der bedeutendsten meinungsbildenden Journalisten in der deutschen Presse. Seine Arbeit als Journalist, Wissenschaftler und Dozent, spiegele die hohen Ansprüche wider, die er an Politik, Gesellschaft und nicht zuletzt an sich selbst stelle. Israels Botschafter Yoram Ben Zeew lobte in seinem Grußwort die exakten Ana- lysen in den Artikeln Joffes. Dass an diesen Journalisten der Preis der Universität gehe, an der er selbst studiert habe, unterstreiche für ihn den Geist des Humanismus, der sich in den Arbeiten Joffes finde. Mit dem Scopus Award, benannt nach dem Skopusberg, der Gründungstätte der Hebräischen Universität, wurde das außergewöhnliche Engagement des 65-Jährigen für den transatlantischen Dialog und für das gegenseitige Verständnis zwischen Amerika und Deutschland gewürdigt, ebenso sein bedeutender Beitrag zum deutschen Journalismus. Zudem wurde damit seine Freundschaft zu Israel geehrt.
Engagement Als einem »würdigen Preisträger« gratulierte Joffe auch sein Laudator Joschka Fischer. Der frühere deutsche Außenminister hob besonders das außenpolitische Engagement des Publizisten hervor. Dessen Artikel hätten ihren Anteil an seiner eigenen Entwicklung hin zum »außenpolitischen Realo« gehabt. Dafür wolle er sich, wenn auch verspätet, bedanken. Dennoch gebe es zwischen Joffe und ihm auch weiter Unterschiede. Als positiv hob Fischer den Einsatz des überzeugten Atlantikers Joffe für Israel hervor. Israel sei für den Preisträger große Hoffnung und Sorge zugleich. Fischer ging auf die historische Rolle Amerikas für die Befreiung Euopas vom Nationalsozialismus ebenso ein wie auf seine Bedeutung für die Freiheit der Welt. Es sprach über aktuelle politische Konstellationen und bedauerte, dass außenpolitischer Journalismus in Deutschland nur geringen Raum einnehme, ganz anders als im angelsächsischen Raum. Zu Joffe gewandt sagte er: »Es kommt nicht von ungefähr, dass Sie in beiden Welten zu Hause sind.« Joffe bedankte sich mit einer Rede, die mit viel Lockerheit die ernsten Themen seiner politischen Analysen scheinbar in den Hintergrund rückte. Für seine Hoffnung auf einen Frieden in Israel machte er eine Anleihe bei Frank Sinatra, der ebenfalls zu den Preisträgern eines Scopus Award gehört. Joffe zitierte aus »New York, New York«: »If I can make it there I make it anywhere«.
berühmt Als Preisträger reiht sich Josef Joffe in den Kreis von Persönlichkeiten aus Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, die bereits früher mit dem Scopus Award ausgezeichnet worden waren. Unter diesen befinden sich zum Beispiel Robert Badinter, Saul Bellow, Iris Berben, Gerald R. Ford, Milton Friedman, Edward Kennedy, Charlotte Knobloch, Zubin Mehta, Roman Polanski, Eric de Rothschild, Horst Teltschik und Elie Wiesel. Horst Teltschik und Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch waren bei der Preisübergabe in München anwesend und gratulierten Josef Joffe. Nach dem musikalischen Glückwunsch von Mark Tikiner und Olga Salogina reihten sich auch die Festgäste in die Reihe der Gratulanten ein und genossen beim Flying Buffet Begegnungen und Gespräche.