Nils Busch-Petersen ist alles in einem: Mit-initiator, Unterstützer und Zielgruppe. Der 44-Jährige hatte durch einen Bekannten die kantorale Musik in der Synagoge Pestalozzistraße kennengelernt. Nun ist er, der Hauptgeschäftsführer des Berliner und Brandenburger Einzelhandelsverbandes,
engagiert im neu gegründeten Förderverein, der sich der Pflege der musikalischen Tradition dieser Synagoge und damit auch des Werkes des Komponisten Louis Lewandowski (1821-1894) widmet. »Diese Verbindung zwischen Liturgie und Musik zieht jeden auf eine ganz besondere Art und Weise in seinen Bann. Wer das einmal ge-
hört hat und dann angefragt wird, ob er sich engagieren will, kann sich dem eigentlich nicht entziehen«, sagt Busch-Petersen. Anfang März war er einer der Gründer des »Vereins der Freunde und Förderer des Synagogal Ensemble Berlin«, in dem er jetzt auch als Vorstandsmitglied tätig ist. Busch-Petersen ist nicht jüdisch und gehört damit auch zu denen, die der Förderverein hauptsächlich erreichen will. »Denn diese Musik ist nicht nur Teil der jüdischen Geschichte. Wir sind der Meinung, dass ein solches Kulturgut auch außerhalb der Mauern einer Synagoge bekannt werden sollte. Denn es gehört einfach in die musikalische Tradition unseres Landes.« So veranstaltet der Förderverein sein erstes Konzert mit Synagogalmusik am kommenden Sonntagabend auch in einem evangelischen Gotteshaus, in der Französischen Friedrich-
stadtkirche am Gendarmenmarkt.
»Von Generation zu Generation«, LeDor WaDor, ist das Thema des Konzertes. Und zugleich auch so etwas wie das Motto des Vereins. »Denn es geht uns darum, diese Tradition weiterzugeben, sie dabei auch einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen«, erläutert Isaac Sheffer. Er ist seit 2001 Kantor der Jüdischen Gemeinde. Dem ehemaligen Opernsänger war die Li-
turgie noch einigermaßen fremd, als er aus New York nach Berlin kam. »Aber ich fühlte mich gleich von ihr angezogen, als ich sie damals von Oberkantor Estrongo Nachama sel. A. in der Pestalozzistraße zum ersten Mal hörte«, erinnert er sich. Inzwischen ist er dort Vorbeter. Gemeinsam mit acht bis zwölf Sängerinnen und Sängern des Synagogal-Ensembles Berlin unter Chorleiterin Regina Yantian trägt er die Gebete mit Lewandoskis Melodien vor. »Wir sind weltweit das einzige Ensemble, das jeden Freitagabend, Schabbatmorgen sowie an allen jüdischen Feiertagen die Liturgie von Louis Lewandowski zum Klingen bringt«, betont Regina Yantian.
Dazu gehört – wie schon damals im 19. Jahrhundert – die Orgelmusik. Dass es in der jüdischen Gemeinde immer wieder Stimmen gibt, die Gottesdienste mit Orgelbegleitung als unjüdisch abtun, ärgert Yantian: »Schon im Jerusalemer Tempel soll es eine Orgel, in welcher Form auch immer, gegeben haben. Bevor sie zum Instrument der Christen wurde, war die Orgel also schon ein Instrument der Juden. Das ist mir ganz wichtig, dass das auch mal be-
wusst wird.«
Am Sonntag werden Isaac Sheffer und das Synagogal-Ensemble bei ihrem Konzert von Regina Yantian an der Orgel der Französischen Kirche begleitet. Die Veranstaltung bildet den Auftakt für weitere Aktivitäten. Der nächste Auftritt ist bereits ge-
plant, am 10. Februar, in der Hoffnungskirche in Berlin-Pankow. »Wir wollen damit ein paar Euro zusammenbekommen, um die Arbeit des Ensembles wirkungsvoll un-
terstützen und vielleicht auch einmal eine CD produzieren zu können«, sagt Busch-Petersen. Detlef David Kauschke
Konzert: Sonntag, 4. November, 19 Uhr, Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt, Eintritt: 10 (ermäßigt 8) Euro, Kartenvorverkauf im Französischen Dom.
www.synagogal-ensemble-berlin.de