Herr Taheri, US-Präsident Barack Obama wendet sich an das iranische Volk und bietet Gespräche an .Was halten Sie von der neuen Iranpolitik der USA?
taheri: Neue Politik? Ich sehe gar keine Politik! Schon als Präsidentschaftskandidat hat Obama angekündigt, dass er mit Irans Präsident Ahmadinedschad zu jeder Zeit und überall reden will. Das neue Gesprächsangebot ist wesentlich vorsichtiger formuliert.
Halten Sie das für einen Rückzieher?
taheri: Nein, es ist eher ein Schritt zur Seite.
Was heißt das?
taheri: Wenn man nicht genau weiß, was man tun soll, dann gibt man gern vor, irgendwie zu handeln. In der Politik nennt man das »parken«. So ähnlich wie bei Autos: Wenn man noch nicht genau weiß, wohin die Fahrt gehen wird, dann parkt man das Auto erst einmal. Jeder, der sich mit iranischer Politik beschäftigt, hat gemerkt, dass Teheran Ärger macht. Und wer will schon am Anfang einer Präsidentschaft Ärger haben? Gestikulieren ist das Beste, was man in solch einem Fall tun kann. Obama ist noch relativ neu im Geschäft. Was Obama momentan macht, ist ein »training on the job«.
Wenn Sie sein Trainer für die Iranpolitik wären, was rieten Sie ihm?
taheri: Der Iran stellt ein Problem dar. Und der iranische Präsident Ahmadinedschad ist ein besonderes Problem für das iranische Volk und für alle anderen Staaten. Eigentlich dürfte der Iran ja überhaupt keine Schwierigkeiten mit Israel haben: Die Länder haben keine gemeinsame Grenze, konkurrieren nicht, wenn es um ähnliche Ziele geht. Der Iran müsste vielmehr Probleme mit Nachbarn wie Aserbaidschan und Turkmenistan haben.
Wenn der Iran selbst ein Problem darstellt, was kann man dann tun?
taheri: Es gibt prinzipiell drei Möglichkeiten: Entweder unterwirft man sich ihm. Oder man arrangiert sich, steckt Einflusssphären ab – eine Art Mini-Jalta. Oder aber man stürzt das Regime.
Militärischer »Regime Change« ist nicht gerade ein Erfolgsmodell.
taheri: Barack Obama hat von Veränderung gesprochen, und in den USA hat sich viel verändert. Also warum nicht das Gleiche im Iran versuchen?
Wie ernst muss man das iranische Atomprogramm nehmen?
taheri: Sehr ernst. Aber vergessen wir nicht: Der Iran ist auch ohne Atomprogramm ein gefährlicher Staat, besonders für Israel.
Das Gespräch führten Katrin Richter und Martin Krauß.