von Marina Maisel
Mit weißen Rosen ist der Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums dezent dekoriert. Passend zum Anlass, denn Leben und Werk von Andreas Heldrich, der nach langer Krankheit am 31. Oktober 2007 verstarb, werden gewürdigt. Auf Initiative von Mati Kranz, Repräsentant der Universität Tel Aviv in Deutschland, und mit Unterstützung von Adriane Heldrich-Juchheim, Heldrichs Witwe, haben die »Freunde der Universität Tel Aviv« vor eineinhalb Wochen den Andreas-Heldrich-Stipendienfonds ins Leben gerufen. So soll das Wirken des Juristen weitergeführt werden. Adriane Heldrich-Juchheim begrüßte an diesem Abend zahlreiche Kollegen und Freunde des Altrektors der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Von einer großen Fotoprojektion blickte Andreas Heldrich in den Saal, und war nicht nur dadurch gegenwärtig.
Charlotte Knobloch, seit vielen Jahren Vizepräsidentin des Vereins »Freunde der Universität Tel Aviv«, hatte auf die von Mati Kranz mit viel Tatkraft und Energie betriebene Idee sofort positiv reagiert und die Türen des Gemeindehauses für die Auftaktveranstaltung gerne geöffnet.
Heldrich, renommierter Jurist, Rechtssoziologe und in Fachkreisen als Kommentator und Co-Autor des jurstischen Standardwerkes »Palandtes« bekannt, war lang- jähriges Vorstandsmitglied der »Freunde der Universität Tel Aviv«, Vorsitzender des Münchner Komitees und Mitglied des Board of Governors der Universität Tel Aviv. Die Partnerschaft zwischen der LMU und der Universität Tel Aviv lag ihm besonders am Herzen. Andreas Heldrich war auch Honorary Fellow der juristischen Fakultät der Universität Tel Aviv. Bei seinen zahlreichen Besuchen dort hielt er Vorträge, die ein großes Interesse bei Studenten und Professoren der juristischen Fakultät gefunden haben.
»Es war ihm ein Herzensanliegen, die Entwicklung dieser Universität zu begleiten und mit zu unterstützen«, sagte Bernd Huber, derzeitiger Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität, »Er zählte zu den Menschen, die dazu beigetragen haben, dass jüdisches Leben hier in München nach den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges wieder möglich geworden ist.« Das große Engagement von Heldrich gegen den Rechtsextremismus und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus mündeten in ein von ihm initiiertes Forschungsprojekt zur Geschichte des Nationalsozialismus. Ein erstes Ergebnis: Das 2006 erschienene Buch »Die Universität München im Dritten Reich«. »Wir alle schulden Professor Heldrich großen Dank dafür, dass heute die Rolle der größten Münchner Hochschule in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft offen und kritisch diskutiert wird«, betonte Präsidentin Charlotte Knobloch. Sie unterstrich dabei, wie aktiv Andreas Heldrich sich für die Förderung der Gedenkstätte für die Weiße Rose im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität und als Direktor der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten eingesetzt hat. Gräfin Renate Matuschka, die selbst zu den ältesten Mitgliedern der »Freunde der Universität Tel Aviv« gehört, würdigte Heldrich als Mensch und Freund. Persönlich verband sie »zum einen über viele Jahre die gemeinsame Arbeit für und das Interesse an der Universität Tel Aviv, zum anderen aber auch die Freundschaft mit Adriane und ihm«. An seine letzte Begegnung mit Andreas Heldrich erinnert der frühere Oberbürgermeister Münchens und Bundesminister, Hans-Jochen Vogel. In einem Gespräch zusammen mit Max Mannheimer habe Heldrich von seinem besonderen Vorhaben, eine Gedenkstätte der KZs Mühldorfer-Hart und Mettenheim gesprochen. Für Vogel ist Heldrich ein außergewöhnlicher Mensch, ein hervorragender Jurist und ein begnadeter akademischer Lehrer gewesen, der als Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität sein Haus zu einer der renommiertesten und forschungsstärksten Universitäten Europas gemacht hat. »Andreas Heldrich würde sich sehr darüber freuen, dass ein Stipendienfonds der Universität Tel Aviv gegründet wird und nun seinen Namen tragen soll. Das hat eine symbolische Bedeutung und ist zugleich etwas sehr Konkretes. Beides, das Konkrete und das Symbolische, hat er selbst mehr als einmal miteinander zu verbinden gewusst«, charakterisierte Vogel die mit der Feierstunde ins Leben gerufene Stiftung. Der Andreas-Heldrich-Stipendienfonds wird Studenten der Universität Tel Aviv unterstützen. Adriane Heldrich-Juchheim, die in Tel Aviv immer an der Seite ihres Mannes war, wird als Ansprechpartnerin die Stipendiaten vor Ort betreuen. Sie wird damit, wie es Charlotte Knobloch ausdrückte, »das segensreiche Wirken, das ihren Mann nun weit über seinen Tod hinaus auszeichnen wird, aktiv begleiten«. Der international bekannte Pianist Gerhard Oppitz, der schon mehrmals ehrenamtlich zugunsten der Universität Tel Aviv auftrat, gab der Gründungsveranstaltung den festlichen Rahmen und spielte das »Impromptu B-Dur« und die »Wanderer-Fantasie« von Franz Schubert. Damit leistete er seinen Beitrag zur Erinnerung an den großen Musikliebhaber Andreas Heldrich, den er kannte und schätzte.
Allen, »die meinem Mann ein so großes Maß an Anerkennung und Zuneigung bezeugt haben« dankt Adriane Heldrich-Juchheim und fügt hinzu: »Er selbst hätte, mit der ihm eigenen Bescheidenheit bei so viel Lob heute Abend sicher rote Ohren bekommen und auf elegante Art schnell das Thema gewechselt.«