Die als Jüdin geborene Ordensfrau Edith Stein (1891-1942) kann nach Worten einer Expertin auch heute ein Vorbild sein. »Edith Steins Wirken für die Wertschätzung der Frauen in ihren vielfältigen Berufungen und Begabungen als Familien-, Ordens- oder Singlefrau, als Berufstätige, je nach Kraft und Begabung, ist auch heute aktuell«, sagte Beate Beckmann-Zöller, Präsidentin der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Stein habe kein »enggeführtes Männer- und Frauenbild« vertreten, sondern bereits Intersexualität in ihre Forschung einbezogen.
Stein spreche heutzutage auch Menschen an, die wie sie als Kind und Jugendliche keine religiöse Sozialisation in der Kirche erfahren hätten, so Beckmann-Zöller. »Erst Mitte 20 erlebte sie Menschen, die einen lebendigen und freudigen Glauben an Jesus Christus hatten, vor allem auch jüdische Freunde, die vorher agnostisch waren wie sie.«
Lazarett Vor 25 Jahren, am 11. Oktober 1998, sprach Papst Johannes Paul II. Edith Stein heilig. Sie wurde am 12. Oktober 1891 als jüngstes von elf Kindern einer jüdischen Familie in Breslau (Wroclaw) geboren. Nach dem Abitur widmete sie sich an der Universität Breslau der Germanistik, Geschichte und Philosophie. Später ging sie zu dem Phänomenologen Edmund Husserl nach Göttingen, bei dem sie in Freiburg nach Dienst in einem Lazarett im Ersten Weltkrieg 1917 promovierte.
Im Anschluss an ihre Stelle in Freiburg hielt sich Stein an unterschiedlichen Orten auf, schrieb und lehrte. Am Neujahrstag 1922 ließ sie sich dann katholisch taufen. Die Nazis ermordeten Stein am 9. August 1942 in Auschwitz. kna